Obwohl der Orgasmus in der Regel nur einige Sekunden andauert, passiert währenddessen eine ganze Menge. Viele Organe spielen zusammen, wobei die Geschlechtsorgane besonders aktiv werden. Was genau läuft also während des Höhepunktes im Körper ab? Der Verlauf eines Orgasmus lässt sich durch einen sogenannten Erregungszyklus beschreiben. Dieser beinhaltet vier Stufen.
Die Spannung steigt
Es beginnt mit der Erregungsphase, welche sowohl durch Berührung, als auch allein durch Vorstellungskraft oder das Unterbewusstsein ausgelöst werden kann. Dabei schwellen die Genitalien an. Bei Frauen betrifft dies die Klitoris, die Vulvalippen, Vaginalwände und die Brustwarzen. Darüber hinaus tritt ein Vaginalsekret aus, wodurch die Vulva befeuchtet wird. Bei Männern hingegen weiten sich die Blutgefäße in den Schwellkörpern des Penis, wodurch vermehrt Blut in das Glied fließen kann. Dadurch, dass die Venen dabei zusammengepresst werden, kann das Blut nicht mehr abfließen und der Penis erigiert.
Kein Weg zurück
Darauf folgt die Plateauphase, in welcher das hohe Lustgefühl anhält. Einige Menschen empfinden die hohe Erregung auch als wellenartig. Kurz bevor es zur nächsten Phase, dem Höhepunkt, kommt, erfahren Männer die sogenannte ejakulatorische Unvermeidbarkeit. Dies kennzeichnet die Phase, in der die Spermien bereits über den Spermienleiter in die Prostata gepumpt wurden, wo sie sich mit Samenflüssigkeit mischen und in die Harnröhre geleitet werden. Diese Zeitspanne umfasst allerdings nur wenige Sekunden.
Das große Spektakel
Beim Höhepunkt der Männer wird das Sperma dann mit einer Geschwindigkeit von circa 17 Kilometer pro Stunde durch rhythmische Muskelkontraktionen aus dem Penis geschossen. Gleichzeitig wird der Zugang der Harnröhre zur Blase verschlossen. Durchschnittlich hält der Höhepunkt bei Männern ungefähr zwölf Sekunden an. Bei Frauen hingegen kann der Höhepunkt im Schnitt 13 bis 51 Sekunden andauern. Dabei kommt es zum Zusammenziehen und Weiten des äußeren Teils der Vagina, der Gebärmutter und der umliegenden Muskeln in einem Rhythmus von etwa 0,8 Sekunden.
Manche Frauen erleben auch eine Art Ejakulation. Diese wird oft als „Squirting“ bezeichnet. Dessen Existenz ist schon seit einigen Jahren wissenschaftlich bestätigt. Ebenso wurde relativ schnell deutlich, dass die Paraurethraldrüsen, auch Skene-Drüsen genannt, damit in Zusammenhang stehen. Diese liegen in einem Drüsengewebe, welches die Harnröhre umgibt und mit der männlichen Prostata vergleichbar ist.
Es ist jedoch noch nicht gesichert, ob alle Frauen Skene-Drüsen besitzen und somit jede Frau überhaupt rein physisch in der Lage ist, entsprechend zu ejakulieren. Ebenso ungesichert ist die Zusammensetzung des Sekrets. Eine im April 2022 veröffentlichte Studie ergibt, dass verschiedene Flüssigkeiten ausgeschieden werden und daher zwischen „weiblicher Ejakulation“ und „Squirting“ unterschieden werden muss. Demnach handelt es sich bei der weiblichen Ejakulation um eine dickflüssige Flüssigkeit, welche aus den Skene-Drüsen ausgeschieden wird und eine hohe Konzentration an prostataspezifischem Antigen, also einem Eiweißstoff, enthält.
Laut den Forschenden stammt die dünnflüssige farblose Flüssigkeit, die beim Squirting ausgeschieden wird, hingegen aus der Harnblase und ist eher urinähnlich. Die beiden Vorgänge könnten allerdings auch gleichzeitig auftreten. Andere Quellen besagen, dass das Squirting-Sekret unter anderem aus Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin besteht und von den Skene-Drüsen ausgeschieden wird. Die Forschung zu den Flüssigkeiten, welche beim weiblichen Orgasmus ausgestoßen werden können, ist also noch sehr jung und kontrovers, weshalb das Phänomen noch nicht vollständig erklärt werden kann.
Einige Auswirkungen des Höhepunktes erleben Frauen sowie Männer. Die Atemfrequenz und der Puls sind bei allen erheblich erhöht, Gefäße werden stärker von Blut durchflossen und mehr Sauerstoff gelangt in die Muskeln und Organe.
Zweite Runde?
Unmittelbar im Anschluss an den Höhepunkt folgt die Refraktärphase. Während dieser nimmt das Lustgefühl rapide wieder ab, bis es schließlich gänzlich verschwindet. So zumindest bei den Männern, denn bei Frauen können auch weitere Plateauphasen folgen. Daher können sie, im Gegensatz zu Männern, mehrere Orgasmen hintereinander erleben.