Die Stimmung ist vorsichtig optimistisch: Im Gegensatz zum Gipfel von Kopenhagen im Jahr 2009 könnte es diesmal tatsächlich klappen, meinen im Vorfeld viele Beteiligte. „Verglichen mit Kopenhagen ist die Ausgangssituation vor Paris deutlich besser“, sagt Christoph Bals, Geschäftsführer der Umweltorganisation Germanwatch.
„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass einen Abbruch der Verhandlungen geben wird“, meinte Anfang November auch David King, der Klimabeauftragte des britischen Außenministeriums. Er schränkte dies aber vorsichtigerweise gleich wieder ein: „Aber auch wenn wir ein Abkommen bekommen werden, wird es wohl nicht perfekt sein.“
Staaten sind schon in Vorleistung gegangen
Einer der großen Unterschiede zu 2009: Schon Wochen vor dem Klimagipfel von Paris haben 155 Staaten ihre vorläufigen Reduktionsziele bis 2030 offengelegt. Sie vertreten immerhin 87 Prozent aller Treibhausgas-Emittenten. Rechnet man diese sogenannten „Intended Nationally Determined Contributions“ (INDC) zusammen, dann hätten sie das Potenzial, den globalen CO2-Ausstoß bis 20305 um neun Prozent zu senken. Angesichts momentan noch steigender Emissionswerte wäre das ein echter Erfolg.
„Die INDCs könnte die vorhergesagte Erwärmung auf rund 2,7 Grad Celsius bis 2100 begrenzen“, berichtet Christina Figueres, Generalsekretärin der UN Klimarahmenkonvention UNFCCC. „Das ist zwar noch keineswegs genug, aber schon viel niedriger als die bisher prognostizierten vier, fünf oder sogar noch mehr Grad.“ Die Hoffnung richtet sich nun darauf, dass in Paris weitere Zugeständnisse gemacht werden, die den Kurs noch klarer in Richtung des Zwei-Grad-Ziels steuern.
Option zum Unterbieten
Ein weiterer positiver Punkt: „Alle INDCs der Industrieländer und viele der Entwicklungsländer sind bedingungslos“, berichtet das UNFCCC. Nur rund ein Viertel der Staaten knüpft ihre Reduktionen und sonstigen Maßnahmen an Gelder oder andere Bedingungen. Auch das lässt hoffen, dass es in Paris anders laufen könnte als in Kopenhagen.
Und: Die in den INDCs angebotenen Reduktionsziele sind keineswegs festzementiert: Sie gelten bewusst erst einmal nur bis 2030 – mit der Option zum jederzeitigen Unterbieten. „Ich bin zuversichtlich, dass diese INDCs noch nicht das letzte Wort sind bei dem, was die Länder zu tun bereit sind“, meint Figueres. „Sie liefern ein Fundament, auf dem noch ehrgeizigere Ziele anvisiert werden können.“
Aufweichen der Fronten
Neben den nationalen Reduktionzielen der INDCs gab es in den letzten Jahren auch auf dem politischen Parkett einige Entwicklungen, die vorsichtige Hoffnung wecken. Eine davon ist das Aufweichen der Fronten zwischen Industrie- und Schwellenländern. Nachdem sich die USA und China in Kopenhagen noch unversöhnlich gegenüber standen, verkündeten Barack Obama und Xi Jinpin im November 2014 sogar eine bilaterale Kooperation beim Klimaschutz an – ein historisches Signal.
In ihrer gemeinsamen Absichtserklärung erklärte die USA, ihre Emissionen bis 2025 um 26 bis 28 Prozent des Ausstoßes von 2005 senken zu wollen. China kündigte an, seinen CO2-Ausstoß bis spätestens 2030 in einem Abwärtstrend bringen. Zudem will das Land bis 2030 den Anteil von erneuerbaren Energien an der Primärenergieproduktion auf 30 Prozent erhöhen. Seither hat Chinas Regierung zusätzlich angekündigt, bis 2017 auch einen nationalen Emissionshandel einzuführen.
Der Verhandlungstext
Und noch etwas ist besser als noch vor dem Gipfel von Kopenhagen: der Verhandlungstext. „Anders als vor sechs Jahren haben wir einen von allen akzeptierten und in Rechtssprache formulierten Verhandlungstext“, berichtet Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals. Allerdings: Der Ende Oktober in Bonn aufgesetzte Verhandlungstext für Paris ist mehr als 50 Seiten lang und enthält noch unzählige in Klammern gesetzte Anmerkungen, Alternativformulierungen und noch zu diskutierende Klauseln.
„Auch wenn noch viel Arbeit bleibt: Der Text ist eine gute Basis für die Verhandlungen und diese müssen vom ersten Tag der Konferenz an beginnen“, sagte Frankreichs Klimawandel-Botschafterin Laurence Tubiana. UNFCCC-Generalsekretärin Christina Figueres ist ebenfalls gedämpft optimistisch: „Die Herausforderung für die Regierungen wird es nun sein, diesen Text in Paris auf eine sehr viel prägnantere und schlüssigere Form zu kondensieren.“
Nadja Podbregar
Stand: 27.11.2015