Sie sind mehrheitlich Anfang bis Mitte 20 Jahre alt, Freizeit- und Breitensportler sowie technikaffin – auf den ersten Blick scheinen Studierende der Sportwissenschaften eine Personengruppe zu repräsentieren, auf die die herrschende Kritik an der Quantified-Self-Bewegung und Self-Tracking- Ideologie passgenau zugeschnitten ist.
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Auch wenn unsere Ergebnisse statistisch nicht repräsentativ sind, deuten sie gleichwohl darauf hin, dass diese Einschätzung nicht zutreffend ist. Die Self-Tracking-Praktiken führen hier nicht so sehr zu einer Verdinglichung des eigenen Körpers. Und die Selbstvermessung hat auch nur bedingt eine Selbstoptimierung zur Folge und Selbsterkenntnis zum Ziel. Stattdessen zeigt sich hier ein reflexiver Umgang mit einer aktuellen Technologie, die pragmatisch zur sportlichen Selbstvergewisserung oder Selbstberuhigung genutzt wird.
Die Untersuchungsergebnisse zeichnen damit das Bild einer Praktik, die weder irrational und entfremdet noch banal und nebensächlich ist. Vielmehr tangieren die Prozesse der Selbstvermessung und die Auseinandersetzung mit den gewonnenen Daten die Frage nach der eigenen Identität, und zwar nicht nur der Identität als Sportler. Auf dem Spiel stehen gleichermaßen die (Selbst-)Verortung in einer Gemeinschaft, die Anerkennung durch andere, der eigene Zukunftsentwurf sowie das Gefühl der eigenen Handlungsmacht.
Allein deshalb scheint es uns angeraten, Self-Tracking-Gadgets und –Praktiken differenzierter und weniger wertend als üblich zu betrachten.
Stefanie Duttweiler und Robert Gugutzer / Forschung Frankfurt
Stand: 14.08.2015