Nach Ansicht der meisten Forscher ist die effektivste Behandlung ohnehin die, die ansetzt bevor die Krankheit entsteht – bei der Prävention. „Prävention sollte eigentlich für jeden Einzelnen ein interessantes, gern zu verfolgendes Ziel darstellen und nicht etwas Lästiges mit Verbotscharakter“, sagt Hajo Zeeb vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin. Eigentlich könne jeder Patient etwas tun gegen ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Tabak- oder Alkoholkonsum. Gesund zu bleiben sei besser als Krankheit zu behandeln.
Das allerdings ist nur schwer nachhaltig zu vermitteln – und der innere Schweinehund erweist sich meist als übermächtig. Bei Übergewicht und Adipositas etwa seien die Erfolge der Präventionsprogramme bislang sehr begrenzt, kritisiert Manfred Müller vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Universität Kiel. Das liegt nach Ansicht der Experten auch daran, dass vor allem soziale Ursachen für die Zunahme der Fettleibigkeit verantwortlich sind.Auch soziale Faktoren spielen eine Rolle
Als größte Risikofaktoren für die Entstehung von Adipositas bei Kindern gelten der soziale Status und das Übergewicht der Eltern. „Kinder fettleibiger Eltern haben ein 300 Prozent höheres Risiko für Übergewicht als Gleichaltrige mit normalgewichtigen Eltern“, erklärt Müller. „Und Kinder von Eltern mit geringerer Bildung sind ungefähr zu 30 Prozent häufiger dick.“
Eine Studie mit Kindergartenkindern bestätige das, so Wieland Kiess, Professor für Kinderheilkunde und Direktor der Kinderklinik am Universitätsklinikum Leipzig : „Im Kindergarten bewegen sich alle Kinder gleich viel. Aber am Wochenende bewegen sich die Kinder aus bildungsfernen Schichten signifikant weniger.“ Generell seien Gymnasialkinder seltener dick als Hauptschulkinder. „Bildung spielt für Gesundheit eine immens wichtige Rolle“, sagt Kiess. „Die Zunahme der Adipositas hat viele Ursachen. Deshalb kann man als Therapie auch keine Pille verschreiben. Das Problem ist nur gesellschaftlich zu lösen.“