So vermeintlich offen das US-Militär ihr Camp Century in Grönland propagierte, so geheim war der eigentliche Zweck dieses US-Außenpostens im Eis. Denn er diente als Testgelände für das „Project Iceworm“ – den Plan eines riesigen nuklearen Stützpunkts unter dem Eis.

Kalter Krieg in der Arktis
Die Motivation dahinter war klar: Anfang der 1960er Jahre waren die USA und die Sowjetunion auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Beide Seiten rüsteten massiv auf und suchten gleichzeitig nach Wegen, einen atomaren Erstschlag des Gegners zu verhindern, aber auch kontern zu können. Eine der strategisch wichtigsten Regionen dafür war die Arktis, weil sich dort beide Supermächte geografisch am nächsten kamen und potenzielle Angriffe durch Atomraketen am ehesten aus dieser Richtung kommen würden.
Während die Sowjetunion auf Atom-U-Boote, Horchposten in Sibirien und per Zug transportierbare Atomraketen setzte, setzten die USA auf Vorposten in Grönland. „Wissenschaft wird es uns erlauben, Grönland als arktisches Schwert und Schild zu nutzen – eine mächtige Bastion der abschreckenden Macht…“ hieß es 1958 in einem Bericht des Arctic Institute of North America, einem Think-Tank der US-Armee. „Moderne Technologie wird Militäroperationen im Hohen Norden ermöglichen – unter dem Eis, auf dem Eis und über dem Eis – etwas zuvor Undenkbares.“
Bereits 1951 sicherten sich die USA durch einen Vertrag mit der dänischen Regierung die Erlaubnis, US-Militärbasen auf der eisigen Insel zu errichten. Auch Camp Century wurde offiziell beantragt und genehmigt – als wissenschaftlich-militärische Teststation.