Wie kann man proteinreiche Nahrung aus dem Meer gewinnen, ohne dabei der Meeresumwelt zu Schaden? Diese Frage untersuchen Wissenschaftler zurzeit im Projekt „Food for the Future“, das die Möglichkeiten neuer mariner Nahrungsmittelressourcen auslotet.

Einen Ansatz dafür bietet die Überlegung, dass es deutlich nachhaltiger wäre, wenn wir als marine Proteinlieferanten Lebewesen nutzen würden, die weiter unten in der Nahrungskette stehen als Raubfische wie Lachs oder Thunfisch. Denn Meeresbewohner dieser tieferen trophischen Ebenen benötigen kein tierisches Futter, sondern fressen Algen oder Plankton und bauen daraus ihr tierisches Eiweiß auf. In ökologischer Hinsicht wäre daher ihre Zucht deutlich effizienter und nachhaltiger.
Krisengewinnler der Ozeane
Holger Kühnhold vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und seine Kollegen haben dafür ein Tier ins Visier genommen, das bislang als vermehrungsfreudige Plage und nesselnder Urlauberschreck ein eher negatives Image hat – die Qualle. Sie kommt in allen Weltmeeren reichlich vor und gehört zu den ältesten Lebewesen der Erde.
Anders als viele Fische gehören die Quallen zudem zu den Krisengewinnlern der Ozeane: Sie profitieren meist davon, wenn der Mensch durch Fischerei ins Ökosystem Meer eingreift, weil ihnen so Fressfeinde und Nahrungskonkurrenten vom Hals geschafft werden. In einigen Meeresgebieten, darunter Teilen des Schwarzen Meeres und einigen norwegischen Fjorden, sind die Quallen sogar schon zur Plage geworden. Durch ihre Massenvermehrungen vertilgen sie Unmengen an Fischlaich und Fischlarven und dezimieren dadurch deren Bestände noch weiter.