Radar in der Küche

Ein Schokoriegel gab den Anstoß

Wäre nicht zufällig ein Schokoriegel in der Hosentasche eines Ingenieurs geschmolzen, müssten in zahlreichen Single-Haushalten die Fertiggerichte im Backofen erwärmt werden. Der Mikrowellenherd entwickelte sich – natürlich durch einen Zufall – aus einem im zweiten Weltkrieg benutzten Radargerät.

Mikrowellen-Herd © Hemera Photo Objects

In diesem Radargerät erzeugte eine spezielle Röhre, das Magnetron, die Radarwellen. Die Vorrichtung war 1940 konstruiert worden, um ein möglichst kleines Gerät zur Erzeugung von Radarstrahlen zu erhalten, so dass es auch in Flugzeugen verwendet werden konnte. Dank dieser Erfindung der britischen Forscher J. Randall und H. A. Boot konnten feindliche Flugzeuge und U-Boote frühzeitig ausgemacht werden.

Nach dem Krieg gab es erst einmal keine Einsatzmöglichkeit für die Technik. Zwar war schon mehreren Technikern aufgefallen, dass das Magnetron neben den Radarwellen auch Wärme erzeugt, eine Idee zur Anwendung gab es dennoch nicht. Erst der Ingenieur Percy Spencer bei der amerikanischen Rüstungsfirma Raytheon hatte die entscheidende Idee. Als er sich einmal einem laufenden Magnetron näherte, schmolz ihm ein Schokoriegel in der Hosentasche.

Das war zwar zunächst ärgerlich und möglicherweise hat sogar die Hose unschöne Schokoladenflecken davongetragen, der entscheidende Gedanke war Spencer aber durch das Malheur gekommen: Mit dem Magnetron lassen sich Speisen erwärmen. Weitere Versuche zeigten, dass auch Maiskörner in der Nähe des Radars aufplatzten und Eier explodierten sogar. Der erste Prototyp eines Mikrowellenherdes mit Metallgehäuse – Metall reflektiert die elektromagnetischen Strahlen – konnte gebaut werden.

Die Rüstungsfirma, der das Ende des Krieges aus finanzieller Sicht eher ungelegen kam, war heilfroh über diese neue Anwendungsmöglichkeit und der Mikrowellenherd wurde mit der Zeit ein voller Erfolg.

Kaum einer der Fertiggericht-Freunde weiß aber so richtig, wie der Mikrowellenherd funktioniert. Mikrowellen sind elektromagnetische Strahlen, deren Frequenzbereich zwischen dem von Radio- und Infrarotstrahlen liegt. Das Gehäuse des Mikrowellenherdes wirkt wie ein Faradayscher Käfig, so dass keine Strahlung nach außen entweicht. Die Mikrowellen dringen in die Nahrung ein und werden von dem Wasser in den Zellen absorbiert, die Wassermoleküle werden in Bewegung gesetzt, erwärmen sich also. Diese Bewegung überträgt sich auf benachbarte Moleküle, das Essen wird von innen heraus erwärmt. Das ist der Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Ofen, bei dem zuerst der Ofen, dann der Topf und erst dann das Essen erhitzt wird.

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Stand: 30.05.2000

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