Auf die Frage, welchen Sinn denn eine Pyramide eigentlich hat, antwortet wahrscheinlich jeder: „Grabkammer der Pharaonen.“ Aber es kursieren zahlreiche andere, mehr oder weniger, plausible Vermutungen – selbst abenteuerlichste Nutzungen sind im Gespräch…
Nach der Ansicht von arabischen Schriftstellern waren die Pyramiden in Wirklichkeit keine Grabstätten, sondern riesige Unterkünfte und Zufluchtsorte, in die die Menschen sich vor der Sintflut retten konnten. Die mittelalterlichen Pilger sahen hingegen in ihnen die Kornkammern Josefs, die sie über die sieben mageren Jahre hinwegretten sollten.
Weitere phantasievolle Mutmaßungen über den Sinn und Zweck der Pyramiden handeln von Archiven der Weisen, Schatzhäusern, astronomischen Observatorien und Stätten der Sektenverehrung. Wiederum andere Forscher erkennen in den einzigartigen Konstruktionen, die exakt nach den Sternen und der Nord-Süd-Achse ausgerichtet sind, einen überdimensionalen Kompass oder auch ein mathematisches Lehrbuch aus Stein.
Nach Bauval, dem Vertreter des Orion-Mythos, waren die Pyramiden nicht nur Grabstätte der Pharaonen, sondern Kultstätte einer bis jetzt unbekannten, etwa 12.000 Jahre alten, Zivilisation. Angeblich sollte diese Kultur, die Ägypten Jahrtausende vor dem Zeitalter der Pharaonen besiedelte, in den weiten Tunnelsystemen unter dem Gizeh-Plateau auf das Leben und die Reise nach dem Tod vorbereitet werden.
Bei der Frage nach der symbolischen Bedeutung der Pyramiden, werden schon wieder andere Begriffe wie Urhügel der Weltschöpfung, Sinnbild der einfallenden Sonnenstrahlen, Lichtkegel und Himmelsleiter genannt. Sogar Außerirdische werden erwähnt – allerdings beruhen diese Theorien auf wenig stichhaltigem Beweismaterial… Der Phantasie sind anscheinend keinerlei Grenzen gesetzt.
Die überwältigende Mehrheit der Forscher ist aber immer noch der Ansicht, dass die Pyramiden einzig und allein als prächtige Grabstätte ihrer Könige erbaut wurden. Von hier aus konnten die Pharaonen ihre mystische Reise in das Leben nach dem Tod starten…
Ein weiteres Rätsel ist, ob der Königssaal – die Grabkammer von Pharao Cheops im Inneren der Pyramide – erst nach Plünderungen von Grabräubern so außergewöhnlich karg war oder von Anfang an. Die einen Forscher behaupten, dass sich schon im Altertum Grabräuber Zutritt verschafften und wertvolle Kunstgegenstände und Gold dadurch für immer verschwanden. Die anderen sind der Ansicht, dass das Innere der Pyramide 3.500 Jahre von Eindringlingen verschont blieb. Als der erste Grabräuber Kalif Allah al-Ma’Mun dann in Erwartung von unermesslichen Schätzen die Pyramide betrat, sah er sich einer leeren Grabkammer gegenüber. Was immer auch vorher passierte, erwiesen ist nur, dass letzlich nur ein leerer Sarkophag aus rotem Granit übrig blieb. Ob die Pyramide aber überhaupt als Grab genutzt wurde ist ebenfalls ungeklärt, da die Mumie des Pharao spurlos verschwunden ist…
Stand: 26.07.2001