Während die großen Planeten des äußeren Sonnensystems meist einen ganzen Hofstaat aus Trabanten um sich scharen, sind Monde im inneren Sonnensystem eher dünn gesät: Neben der Erde mit ihrem Mond hat nur der Mars eigene Trabanten, die beiden Marsmonde Phobos und Deimos.
Damit tragen die Marsmonde ziemlich martialische Namen – übersetzt heißen sie Furcht und Schrecken, nach zwei Begleitern des hellenischen Kriegsgottes Ares. Doch in Wirklichkeit sind Phobos und Deimos eher schmächtig und wenig furchteinflößend. Dafür zeigen sie gleich mehrere ungewöhnliche Merkmale.
Eher Asteroid als Mond
Die erste Eigenheit der Marsmonde ist ihre geringe Größe: Phobos hat einen maximalen Durchmesser von knapp 27 Kilometer, bei Deimos sind es sogar nur 15 Kilometer. Zum Vergleich: Der Erdmond hat einen Durchmesser von knapp 3.500 Kilometern und ist damit immerhin ein Viertel so groß wie die Erde. Die beiden Marsmonde ähneln dagegen eher zwei Asteroiden als ausgewachsenen Monden. Phobos und Deimos sind zudem zu klein, um von der Schwerkraft zur Kugel geformt worden zu sein. Sie ähneln daher eher unregelmäßigen Brocken als kugelrunden Monden.
Eine Besonderheit des inneren Mondes Phobos sind zudem rätselhafte Gräben, die sich als lange, größtenteils parallele Streifen über seine Oberfläche ziehen. Bisher können Planetenforscher nur darüber spekulieren, wie sie entstanden sind. Einige halten die Gräben für Risse und damit für erste Vorzeichen eines Auseinanderbrechens des Marsmonds. Andere vermuten, dass diese Streifen von Meteoriteneinschlägen auf dem Mars oder auf Phobos selbst stammen. Ausgeworfene Trümmer dieser Einschläge könnten in die Höhe geschleudert worden sein und dann über die Oberfläche des Marsmonds geschrammt sein.
Gefährlich nah
Die zweite Eigenheit ist die Umlaufbahn der beiden Marsmonde: Phobos umkreist den Mars in nur knapp 6.000 Kilometer Höhe – er ist seinem Planeten damit extrem nah. Er bewegt sich damit knapp über dem Roche-Limit, ab dem der Trabant von den Gezeitenkräften seines Planeten zerrissen würde. Durch die starken Anziehungskräfte des Mars verengt sich der Orbit des Phobos jedoch pro Jahrhundert um rund 1,80 Meter. Schätzungen zufolge könnte der Marsmond daher schon in rund 40 bis 50 Millionen Jahren die kritische Grenze passieren und zerreißen.
Sein hohes Tempo bewahrt Phobos jedoch davor, vorzeitig auf seinen Planeten zu stürzen: Er benötigt für einen Marsumlauf nur gut siebeneinhalb Stunden und bewegt sich damit schneller als die Marsoberfläche unter ihm. Für einen Mars-Astronauten würde Phobos am Himmel ein ungewohntes Verhalten zeigen: Pro Marstag könnte man zwei bis drei Mondauf- und untergänge sehen. Außerdem ginge der Marsmond im Westen auf und im Osten wieder unter – genau umgekehrt wie beim Erdmond.
Der zweite, äußere Marsmond Deimos umkreist seinen Planeten in rund 23.500 Kilometer Entfernung – auch das ist für einen Mond noch ziemlich nah. Ein Astronaut könnte ihn der Marsoberfläche aus trotz seiner geringen Größe noch als Lichtpünktchen von der zweifachen Größe der Venus erkennen. Weil die Oberfläche des Marsmonds relativ dunkel ist, wirft er aber kaum Licht zurück und erscheint daher nur sehr schummrig und verwaschen. Mit einer Umlaufzeit von rund 30 Stunden steht Deimos fast einer 1:4-Bahnresonanz mit seinem inneren Mitmond Phobos. Anders als dieser nähert sich Deimos aber dem Mars nicht an, sondern entfernt sich allmählich immer weiter von ihm.