Doch die infrage gestellte Entstehung Planetarer Nebel ist nicht die einzige neue Variable auf diesem Gebiet. Erst kürzlich gewonnene Aufnahmen des Krebsnebels, erstellt mit dem Very Large Array in Chile, beweisen unter Benutzung neuester Algorithmen zur Bestimmung der Expansionsgeschwindigkeit dieses Nebels, dass die abgestoßene Materiemenge und ihre kinetische Energie nicht zum Supernova- Ereignis des Jahres 1054 passen.
Dies war auch zuvor schon bekannt gewesen, aber man hatte einfach angenommen, dass eine schnelle, wasserstoffreiche Wolke, die mit bisherigen Mitteln nicht nachgewiesen werden konnte, den Restbetrag zu dieser fehlenden Masse und Energie beisteuern würde. Aber auch unter Einsatz zuverlässiger neuer Messmethoden konnte keine solche Wasserstoffwolke gefunden werden. Masse und kinetische Energie blieben weiterhin zu gering.
Was also ist im Jahre 1054 tatsächlich passiert? Bis das herausgefunden ist, behilft man sich jetzt der „Einfachheit“ halber damit, die Supernova des Jahres 1054 anders zu definieren, nämlich als „einzigartiges, bisher unbekanntes, niedrigenergetisches, aber Supernova- ähnliches Ereignis“. Eine Erläuterung, die nicht gerade befriedigt und weitere intensive Forschungsarbeiten nach sich ziehen wird.
Die Ungereimtheiten führten dazu, dass auch ältere Aufnahmen des Crab-Nebels noch einmal genau unter die Lupe genommen und die Bewegung der filigranen Nebelstrukturen erneut untersucht wurde. Damit wollte man das Alter des Krabbennebels und seinen Ursprungspunkt bestätigen. Für diesen Zweck wurden die exakten Bewegungen von 50 Filamenten, also Nebelfasern, über einen Zeitraum von 53 Jahren untersucht.
Das Ergebnis war verblüffend. Die Explosion im Crab-Nebel musste im Jahre 1130 stattgefunden haben, und nicht 1054. Was war also dieses Ereignis im Jahre 1054? Und warum ist um das Jahr 1130 nichts beobachtet worden? Sind die bisherigen Annahmen und Ergebnisse vielleicht doch nicht richtig? Wir werden uns also nochmals in die Entstehungsgeschichte planetarer Nebel vertiefen müssen. Und das geschieht bei richtigen Astronomen am besten durch Beobachtung.
Stand: 27.08.2004