Sie sind in vieler Hinsicht ein fast vergessenes und noch immer rätselhaftes Volk: Obwohl die Vandalen rund 150 Jahre lang ein wichtiger Akteur im spätantiken Europa waren, weiß man bis heute nur wenig von ihnen.

Einer der Gründe dafür: Schriftliche Aufzeichnungen über das Leben und die Kultur der Vandalen gibt es fast nur von ihren Gegnern – und diese zeichnen meist ein wenig schmeichelhaftes Bild. Vor allem bei den römischen Geschichtsschreibern spielen die barbarischen Vandalen eine prominente und unrühmliche Rolle. Die Sichtweise der Vandalen jedoch bleibt mangels überlieferten Dokumenten oder Inschriften unbekannt. Zudem gibt es nur wenige archäologische Funde, die Aufschluss über Ursprung und Entwicklung dieses Volkes geben.
Bauern und Viehzüchter
Klar scheint: Ursprünglich waren die Vandalen ein Volk von Bauern und Viehzüchtern, wie es sie im Mitteleuropa der römischen Antike viele gab. Im ersten Jahrhundert nach Christus siedelten sie im Gebiet des heutigen Polen an den Ufern der Oder. Etwa aus dieser Zeit stammt auch das erste Zeugnis dieses Volks: Der römische Geschichtsschreiber Plinius der Ältere erwähnt die „Vandili“ als einen der germanischen Stämme.
Bis zum dritten Jahrhundert hatten sich die Vandalen nach Süden bis an die Ufer der Theiß und in die Karpaten ausgebreitet. Sie bildeten dort vermutlich einen Teil der ostgermanischen Przeworsk-Kultur. Funde von Graburnen, Gräbern und Siedlungsresten belegen, dass diese Kultur zwar weitgehend bäuerlich geprägt war, es gab aber auch schon Krieger und von den Kelten inspirierte Waffen.