Obwohl die vergleichsweise riesigen Faultiere der Urzeit so vielfältig angepasst waren, starben die meisten der Gattungen im Übergang vom Pleistozän zum Holozän vor rund 10.000 Jahren aus.
Klima oder Krankheiten als mögliche Ursachen
Ein Grund dafür könnten klimatischen Veränderungen am Ende der damaligen Eiszeit gewesen sein, an die sich die Riesenfaultiere wie etwa die meisten Mammuts oder die Säbelzahnkatzen nicht schnell genug anpassen konnten.
Aber auch vom Menschen eingeschleppte Infektionskrankheiten könnten beim Aussterben der riesigen Faultiere theoretisch eine Rolle gespielt haben. Denn dass die ersten Menschen in Amerika und die Vierbeiner zu der Zeit zumindest in gleichen Lebensräumen lebten, konnten Forscher anhand von eiszeitlichen Fußabdrücken im White-Sands-Nationalpark in New Mexico nachweisen.
Vom Menschen gejagt und ausgerottet
Eine wohl noch entscheidendere Ursache für das Aussterben, war aber vermutlich eine andere: Die Jagd der ersten Menschen auf die Faultiere könnten das Aussterben der Giganten gefördert haben. Dieser sogenannten „Overkill“-Hypothese nach erlegten die Menschen die Riesenfaultiere im großen Stil, sodass dadurch in rasantem Tempo ganze Arten ausgerottet wurden. Einen Hinweis darauf fanden David Bustos vom US National Park Service und seine Kollegen: Bei Ausgrabungen im White Sands National Monument in New Mexico stießen sie auf hunderte von Fußspuren fossiler Faultiere, in denen sie teilweise Abdrücke von Menschenfüßen entdeckten.
Ob das für die Riesenfaultiere Amerikas aber wirklich ein wichtiger Auslöschungsgrund gewesen sein könnte, haben Biologen um David Steadman von der University of Florida genauer untersucht. In ihrer Studie datierten sie anhand von radioaktivem Kohlenstoff das Alter von versteinerten Knochen und fossilem Kot von ausgestorbenen bodenlebenden Faultieren auf dem amerikanischen Festland und den Inseln Kuba und Hispaniola neu.
Es zeigte sich: Riesenfaultierarten wie Megalonyx jeffersoni oder Eremotherium laurillardi starben in Nordamerika bereits vor rund 11.000 Jahren aus, ihre Verwandten in Südamerika ereilte das gleiche Schicksal erst 500 Jahre später. Die Faultiere auf den Westindischen Inseln überlebten dagegen erstaunlicherweise sogar bis vor 4.400 Jahren, so die Wissenschaftler.
Daraus folgt: Während der Klimawandel in Nordamerika beim Artensterben eine Rolle gespielt haben könnte, herrschten auf Kuba und Hispaniola nach Angaben der Forscher zur Zeit des Faultier-Aussterbens stabile Temperatur- und Umweltbedingungen und somit ausreichend Nahrung. Trotzdem verschwande die Riesenfaultiere in allen untersuchten Regionen jeweils kurz nachdem die Menschen dort ankamen. Für diese müssten sie leichte Beute gewesen sein, weil sie vorher keine Erfahrung mit dem Menschen als Feind gemacht hatten, folgerten Steadman und sein Team.
Konvergent entwickelt
Während die bodenlebenden Riesenfaultier-Gattungen ausstarben, überlebten die Vorfahren der zwei heute noch existierenden baumlebenden, deutlich kleineren Faultier-Gattungen die Verfolgung durch den Menschen. Diese beiden Gattungen entwickelten zwar ähnliche Überlebensstrategien und Anpassungen an das Leben in den Baumkronen. Jedoch erfolgte diese Entwicklung unabhängig voneinander durch Anpassung an die ähnlichen Umweltbedingungen. Denn molekulargenetische Analysen ergaben, dass die Dreifinger-Faultiere (Bradypus) und die Zweifinger-Faultiere (Choloepus) zu zwei verschiedenen Familien gehören, die sich schon vor rund 30 Millionen Jahren voneinander trennten.