Ruhig und beschaulich ist das Leben im rund 1.100 Meter hoch gelegenen Dorf Dharbang. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum über 8.100 Meter hohen Dhaulagiri in Nepal. Die Einwohner leben von Ackerbau und Viehzucht.
Um zu kochen und zu heizen verwenden sie Brennholz, das sie in der Region finden. Doch in letzter Zeit ist die Suche nach dem begehrten Energielieferanten immer schwieriger geworden. Viele der ehemals riesigen Waldgebiete sind mittlerweile verschwunden. Es dauert lange, bevor ein Vorrat zusammen gekommen ist, der wieder für ein Weilchen reicht.
Dass das Abholzen der Bäume nicht nur Probleme beim Brennholz mit sich bringt, sondern sogar ihr Überleben gefährdet, bekamen die Bewohner Dharbangs im Jahr 1988 zu spüren. Ohne erkennbaren Grund und mit lautem Getöse polterten zehn Kubikkilometer Gestein die steilen Hänge hinunter und begruben Teile des Ortes unter sich. Ein 150 Meter hoher Felsabschnitt war abgebrochen und hatte Hunderte von Menschen verschüttet.
Oft sind neben einer natürlichen Erosion der Hänge auch geologische Auslöser wie tektonische Störungen im Gestein für solche Bergstürze verantwortlich. In Dharbang jedoch, so vermuten Geowissenschaftler, hat noch eine andere Ursache entscheidend zu der Katastrophe beigetragen. Durch die Abholzung des Waldes ist der natürliche Schutzmantel für die Steilhänge löcherig geworden oder ganz verschwunden. Deshalb können Wind, Wasser und Sonne zusätzliche Angriffsflächen finden, Risse ins Gestein sprengen und Klüfte verbreitern. Die Folge: verheerende Bergstürze.
Doch Dharbang ist kein Einzelfall – weder für Katastrophen noch für die Abholzung der Wälder. In vielen Regionen Nepals haben in den letzten Jahrzehnten Äxte und Kettensägen gewütet und blaue Kiefern, Fichten, Zypressen, Pappeln und Birken gefällt.
Kahlschlag im Königreich
Mehr als 20 Millionen Menschen leben heute bereits im Königreich. Viel mehr als noch vor einigen Jahrzehnten. Und noch immer steigt die Zahl der Nepalesen in rasantem Tempo an. Um genügend Holz als Brennstoff zur Verfügung zu haben, begannen die Menschen bereits in den 1960er Jahren mit dem Kahlschlag in den Berg- und Nebelwäldern.
Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde dabei nahezu die Hälfte des Waldbestandes in Nepal vernichtet. Entscheidend zum Raubbau beigetragen haben jedoch auch die vielen Hunderttausend Touristen, die seit der Öffnung der Grenzen in den 1950er und 1960er Jahren in das Land strömten.
Zur Bewirtung der Fremden und für angenehm temperierte Unterkünfte in den Touristen- und Bergsteiger-Camps verbrauchten die Nepalesen nach Angaben der Umweltschutz Greenpeace fünf bis sechs mal so viel Energie – und damit in erster Linie Brennholz – wie für sich selbst. Kein Wunder, dass heute gerade mal noch ein Drittel des ehemaligen Waldes übrig geblieben ist. Dennoch deckt das Land auch heute noch rund 80 Prozent seines Energiebedarfs durch Holz.
Ess-Stäbchen statt Wälder
Ähnlich ist die Situation in Tibet. Schon kurz nach der „feindlichen Übernahme“ der Region im Jahr 1949 und der Flucht des Dalai Lama begannen die neuen Herren, die Chinesen, mit dem Fällen der Wälder. Das Holz wurde fast ausschließlich ins Reich der Mitte abtransportiert und dort weiterverarbeitet. Es landete schließlich unter anderem als Ess-Stäbchen in chinesischen Restaurants oder Haushalten.
Heute nach fünf Jahrzehnten des Kahlschlags ist fast die Hälfte der Wälder Tibets verschwunden und die Böden sind schutzlos den Elementen Wind, Wasser und Sonne ausgesetzt.
Doch nicht nur in Nepal oder Tibet werden in rasantem Tempo die Wälder abgeholzt, gleiches gilt auch für den Norden Indiens oder Pakistans. Auch hier benötigt die ständig wachsende Bevölkerung immer mehr Brennstoff oder Baumaterial.
Stand: 16.09.2005