Will man Astronauten und Astronautinnen auf Flügen zu Mond und Mars einsetzen, ohne dass deren Gesundheit Schaden nimmt, so müssen die Strahlenbelastung erforscht und mögliche Schutzmaßnahmen erarbeitet und getroffen werden. „Wir werden mit MARE zum ersten Mal bei einer solchen Mission die Strahlenbelastung der Crew genau erfassen“, sagt DLR-Forscher Thomas Berger.
Eine mit Schutzweste, eine ohne
Mit „einer solchen Mission“ meint Berger den Plan der NASA, mehr als 50 Jahre nach der Mondlandung erneut Menschen zum Erdtrabanten zu schicken. Waren die Flüge in den 1960er Jahren dem griechischen Gott Apollo gewidmet, so sollen die nächsten Flüge unter dem Namen von Apollos Zwillingsschwester Artemis erfolgen. Der Name ist Programm: Bei den Apollo-Missionen reisten ausschließlich Männer durchs All, bei der Artemis-Mission soll hingegen immerhin eine Frau mit an Bord sein.
Helga und Zohar werden als ihre Stellvertreterinnen im ersten Flug des Orion-Raumschiffs vom Kennedy Space Center aus zum Mond fliegen. Die von der israelischen Raumfahrtagentur
beigesteuerte Zohar wird die Schutzweste AstroRad tragen, die das israelische Unternehmen StemRad entwickelt hat. Die deutsche Helga wird den Mondflug ohne schützende Maßnahmen antreten. Beide werden mit passiven und aktiven Detektoren ausgestattet, so dass man nach ihrer Rückkehr nicht nur die Strahlung, sondern durch den Vergleich auch die Effektivität der Schutzweste einschätzen kann.
Der männliche Mess-Dummy hat Pause
Noch stehen beide Phantome im Kölner Labor der DLR-Strahlenbiologie, um für die Reise ausgestattet zu werden. Etwas versteckt, in einer wenig genutzten Ecke des Labors ist ein männlicher Kollege geparkt, der derzeit nicht verwendet wird: das „Matroshka“-Phantom. Es war von 2004 bis 2011 vier Mal auf der Internationalen Raumstation ISS und wurde nicht nur in verschiedenen Forschungslaboren im Inneren, sondern auch an der Außenseite der ISS der Strahlenbelastung ausgesetzt. 2011 endete die letzte Mission, auf der das Phantom 310 Tage im japanischen KIBO-Modul im Einsatz war.
Jetzt wird mit Helga also eine künstliche Astronautin ins All fliegen. „Wir hätten auch wieder ein männliches Phantom auswählen können, aber die Zahl der Astronautinnen nimmt zu und so sollten wir auch unsere wissenschaftliche Forschung dementsprechend ausrichten“, sagt Thomas Berger. Die erste Frau im Weltraum war die Russin Valentina Tereschkowa 1963. Seitdem haben Frauen unter anderem bei amerikanischen Space-Shuttle-Missionen sowie auf der Internationalen Raumstation ISS gearbeitet und waren bei Weltraumausstiegen im Einsatz.
Autorin: Manuela Braun/ DLR-Magazin