Neue oder reaktivierte Minen weltweit können erst mittel- oder langfristig eine nennenswerte Entspannung auf dem Weltmarkt für Seltene Erden bringen. Doch gibt es vielleicht andere Möglichkeiten oder Strategien, die schneller die Rohstoffsicherheit wiederherstellen? Recycling etwa?
Technik noch längst nicht ausgereift
Klar ist, dass die Methoden zur Wiedergewinnung von Neodym, Europium oder Yttrium aus Elektroschrott– wenn überhaupt vorhanden – noch in den Kinderschuhen stecken. Trotzdem wird unter anderem in Deutschland, den USA oder Japan intensiv daran geforscht.
Das Öko-Institut hat sogar in einer Studie im Auftrag der Fraktion „Die Grünen/Europäische Freie Allianz“ im Januar 2011 einen ausführlichen Acht-Punkte-Plan für ein effizientes Seltene Erden-Recycling vorgestellt.
Dieser umfasst unter anderem den Aufbau eines „Europäischen Seltene-Erden-Kompetenz-Netzwerks“ oder die Identifizierung von Pilotprodukten und die Entwicklung von Pilot-Recycling-Anlagen. Aber auch das Durchführen von Forschungsvorhaben, das Installieren eines Sammel- und Vorbehandlungssystems sowie das Schaffen der notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen gehören danach zu den vordringlichsten Aufgaben in Sachen Recycling.
System in fünf bis zehn Jahren einsatzbereit?
In fünf bis zehn Jahren, so die Einschätzung des Öko-Institutes könnte das Recycling-System einsatzbereit sein – zumindest wenn der Startschuss dafür umgehend gegeben wird. Die Vorteile liegen auf der Hand. So würde Deutschland bei den Seltenen Erden unabhängiger von chinesischen Exporten, da zumindest die Sekundärproduktion in Europa stattfinden würde. Ein weiterer Vorteil: Beim Recycling würden keine gefährlichen radioaktiven Abfälle anfallen.
Weniger optimistisch als die Studie des Öko-Instituts ist jedoch der Rohstoffexperte Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. In der Online-Ausgabe von „Der Aktionär“ kommt er zu dem Schluss: „Recycling ist aber in vielen Bereichen nicht möglich. Denken Sie nur an Autokatalysatoren oder Gläser. Die Stoffe sind zu dissipativ verteilt. Die Magnete, in denen große Mengen Seltene Erden verarbeitet sind, befinden sich in Windkraftanlagen und zukünftig in Hybridautos. Die Windkraftanlagen befinden sich fast alle noch in Betrieb.“
Rohstoffexperte: zehn Prozent sind das Maximum
Und weiter: „Aktuell wird die Quote in Deutschland von Recycling an Seltenen Erden auf ungefähr ein Prozent geschätzt. Optimistische Vorhersagen gehen davon aus, dass sie in einigen Jahren bis auf zehn Prozent steigen kann. Das heißt 90 Prozent müssen immer noch als Primärmaterial gewonnen werden.“
Es sei denn es gelingt, Neodym & Co in vielen Produkten durch andere Materialien zu ersetzen. Große Hoffnung, dass dies nicht nur schnell, sondern auch in großem Umfang gelingen könnte, gibt es momentan allerdings nicht.
Dieter Lohmann
Stand: 13.05.2011