12:00 Uhr Weltzeit: Genau zur festgelegten Zeit steigt ein Latexballon mit einem Durchmesser von etwa 1,5 Metern in die Höhe. Der mit Helium oder Wasserstoff gefüllte Ballon führt eine Radiosonde mit sich und steigt schnell – mit 300 bis 400 Meter pro Minute. Nach etwa 90 Minuten erreicht das Gespann eine Höhe von 30 bis 35 Kilometern. Der Luftdruck ist hier viel geringer als direkt über der Erdoberfläche, daher dehnt sich das Gas im Ballon immer weiter aus, bis die Latexhülle schließlich platzt.
18 Wetterballons schickt der Deutsche Wetterdienst von neun verschiedenen Stellen aus täglich auf diese Reise, weltweit sind es über 700. Die ersten unbemannten Wetterballons stiegen schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Himmel. Damals hatte die Methode allerdings noch einen entscheidenden Nachteil: Nach dem Platzen des Ballons musste das Messgerät mit den aufgezeichneten Daten erst einmal gefunden werden. Und das konnte schon mal ein paar Tage dauern – nicht gerade beste Voraussetzungen für eine aktuelle Wettervorhersage.
Heute dagegen senden Radiosonden die Daten unmittelbar an die Bodenstation. Der Start der Ballons erfolgt dabei weltweit gleichzeitig, einmal um 0:00 Uhr Weltzeit, einmal um 12:00 Uhr Weltzeit. So können die gesammelten Daten miteinander verglichen werden. Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit werden auf diese Weise übermittelt. Zusätzlich können Windrichtung und Windstärke direkt oder aber über die Positionsmessung der Sonde per GPS-Navigation bestimmt werden. Je nach Bedarf misst die Sonde auch Ozon-Konzentrationen.
Sobald der Ballon platzt, schmettern die immerhin 250 bis 450 Gramm schweren Messinstrumente natürlich nicht aus über 30.000 Meter Höhe auf uns herab, sondern werden mit einem Fallschirm auf weniger als fünf Meter pro Sekunde abgebremst. Rund die Hälfte aller angestürzten Sonden werden in Deutschland tatsächlich wiedergefunden. Oft tragen sie daher einen Zettel mit der Bitte, die Sonde zu entsorgen oder – falls ein Ozonsensor dabei ist – an den Wetterdienst zurückzuschicken.
Aber lohnt sich der Aufwand von 18 Ballons samt Messinstrumenten pro Tag denn wirklich? Sind Ballons nicht in Zeiten der Wettersatelliten längst überflüssig geworden? Keineswegs, denn die Ballons haben gegenüber den „Augen aus dem All“ einen entscheidenden Vorteil: Sie nehmen Messungen in verschiedenen Luftschichten vor und liefern somit einen Querschnitt durch die ganze Atmosphäre. Da sich die Lufttemperatur oder die Windgeschwindigkeit in verschiedenen Höhen stark ändern kann, ist dies ein entscheidender Vorteil.
Anhand von Computersimulationen haben Wetterexperten ausgetestet, wie sich die Vorhersage ändern würde, wenn auf der Nordhalbkugel keine Wetterballons zum Einsatz kämen: Die Vorhersage wäre ohne Wetterballons doppelt so ungenau wie ohne Satelliten.
Doch die Satelliten könnten den Ballons letztendlich doch noch ernsthafte Konkurrenz machen. Neu entwickelte Wettersatelliten können inzwischen verschiedene Höhen fast genauso gut auswerten, wie Ballons. Es bleibt also abzuwarten, ob die Sonden auch in Zukunft noch in den Himmel schweben.
Stand: 26.09.2002