Auch der Vorbeiflug der Raumsonden am Saturn und seinen inneren Monden eröffnet den Planetenforschern neue Einblicke. Voyager 1 passiert den Mond Titan in nur knapp 6.500 Kilometern Entfernung. Erstmals belegen ihre Messdaten, dass er eine Stickstoffatmosphäre, gemischt mit Kohlenwasserstoffen besitzt – und dass Methan und Ethan auf der Oberfläche dieses Mondes wahrscheinlich flüssig sind. Heute wissen wir, dass Titan sogar Flüsse und Seen aus Methan besitzt.
Kamerapanne hinterm Ringplanet
Voyager 2 liefert bei seinem Vorbeiflug am Saturn faszinierende Aufnahmen der Ringe und der Monde Tethys, Enceladus und Iapetus. Primär aber soll er die Passage nutzen, um für seinen Weiterflug zu Uranus und Neptun Schwung zu holen. Dabei jedoch geht etwas schief: Als die Sonde wieder aus dem Planetenschatten auftaucht, ist ihre Kamera wie eingefroren, die Plattform lässt sich nicht mehr richtig bewegen.
Damit ist der gesamte Rest der Mission gefährdet. Verzweifelt suchen die NASA-Techniker nach Abhilfe. Und es gelingt: Nach zwei Tagen des Rätselratens und Herumprobierens stellen sie fest, dass sehr langsame, aber kräftige Drehungen der Kameraplattform die Blockade lösen. „Was aber genau passiert ist, während Voyager 2 hinter dem Saturn war, bleibt bis heute ein Rätsel“, sagt Bell.
Ein Eisriese und sein Puzzlemond
Im Januar 1986 erreicht Voyager 2 den Uranus – und wieder gibt es Überraschungen. Denn die Sonde entdeckt nicht nur gleich elf neue Monde, ihre Daten enthüllen auch, dass der Gasriese in Wirklichkeit eher ein Eisriese ist: Unter seiner Gashülle steckt ein dicker Mantel aus Wassereis. Und nicht nur das: Das Magnetfeld des Uranus ist anders als alles bisher Bekannte: Es hat gleich vier Pole und ist spiralig ausgezogen.
Ebenfalls für Verblüffung sorgt der innerste Uranusmond Miranda: Seine Oberfläche ist extrem zerklüftet und weist so extreme Landschaftsformen auf, wie kein anderer bekannter Himmelskörper. Bis zu 20 Kilometer tiefe Schluchten schneiden sich in den nur 470 Kilometer großen Mond ein, gewaltige Schollen ragen steil aus dem Gelände auf. „Es scheint fast, als wenn Miranda ein gigantisches 3D-Puzzle wäre, das auseinandergenommen und dann falsch wieder zusammengesetzt worden ist“, sagt Voyager-Teammitglied Jim Bell. Warum Miranda diese mosaikartige Oberflächenstruktur besitzt, ist bis heute ein Rätsel.
Der letzte Planet
Den letzten Planeten auf seiner Tour erreicht Voyager 2 Ende August 1989: den Neptun. Auch er entpuppt sich als Eisriese mit ähnlich bizarr geformtem Magnetfeld wie der Uranus. „Diese beiden Planeten sind nicht einfach blau gefärbte Varianten von Jupiter und Saturn“, konstatiert Voyager-Projektwissenschaftlerin Heide Hammel. „Die Prozesse, die bei ihnen ablaufen, sind fundamental verschieden.“
Nadja Podbregar
Stand: 18.08.2017