Um mehr über die Reaktion des träumenden Gehirns auf Außenreize zu erfahren, haben Wissenschaftler schlafenden Menschen schon viele unterschiedliche Arten von Außenreizen präsentiert: Töne, Wörter, leichte Schmerz- oder Druckreize. Dabei ist es grundsätzlich wichtig, zu beachten, dass die Reize stark genug sind, um vom Organismus wahrgenommen zu werden – sie dürfen aber nicht so stark sein, dass die Versuchspersonen davon erwachen.
Gezielte Reize
Ein typischer Versuchsaufbau sieht wie folgt aus: Der Reiz wird während einer sogenannten REM-Phase präsentiert, also genau in der Phase des Schlafes, in der eine Versuchsperson besonders intensiv träumt. Äußerlich zu erkennen ist die REM-Phase an den schnellen Bewegungen der Augäpfel unter geschlossenen Lidern (Rapide Eye Movements = REM).
Kurz nach der Reizpräsentation, noch in der REM-Phase, wird die Versuchsperson geweckt, damit sie einem Beurteiler von ihren Traumerlebnissen berichten kann. Inwieweit ein solcher Traumbericht geeignet ist, das im Schlaf Erlebte abzubilden, ist nach wie vor Gegenstand der Forschung. Nichtsdestotrotz zeigen solche Studien deutliche Zusammenhänge auf: Taktile Reize – beispielsweise
Wasser, das auf die Haut gesprüht wird, oder Druckreize – finden in bis zu 80 Prozent Eingang in Träume. Töne dagegen nur zu neun Prozent und Lichtblitze zu 23 Prozent. Auch der eigene Name oder andere persönlich bedeutsame Wörter tauchen in den Träumen häufiger auf als neutrale Wörter.
Manipulation per Geruch?
Gemeinsam mit Boris Stuck und seinen Mitarbeitern von der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Universitätsmedizin Mannheim haben wir kürzlich in einer Studie geprüft, ob Gerüche Träume beeinflussen können. Eine zuvor von US-Wissenschaftlern initiierte Studie konnte einen Einfluss von Geruchsreizen auf den Trauminhalt in 19 Prozent der Fälle nachweisen. Die Forscher hatten ihren Versuchspersonen dazu verschiedene Arten olfaktorischer Reize präsentiert, beispielsweise in Form einer aufgeschnittenen Zitrone, die sie den Schlafenden unter die Nase hielten. In seinem Traumbericht schilderte ein Versuchsteilnehmer daraufhin etwa, wie er im Traum an Blumen roch, die nach Zitronen dufteten.
Auch wir wählten für unsere Frage, ob externe Reize Träume beeinflussen, Geruchsreize aus, weil sie unter allen Sinnesmodalitäten eine Sonderstellung einnehmen: Das Riechhirn ist direkt mit der Amygdala verbunden, jenem Hirnbereich, der für die Emotionen zuständig ist. Es gibt zudem Situationen, in denen das Wahrnehmen von Geruchsreizen während des Schlafes lebenswichtig sein kann, beispielsweise wenn ein Feuer ausbricht. Nicht zuletzt wollten wir für das Erforschen des Einflusses von Geruchsreizen auf Träume eine bessere Methodik entwickeln – die Vorgängerstudie wies deutliche methodische Mängel auf.
Michael Schredl, Universität Heidelberg / Ruperto Carola
Stand: 19.06.2015