Ein Blick in die Unfallstationen der Kliniken zeigt, dass die menschlichen Reparaturfähigkeiten im Vergleich zum Axolotl normalerweise ausgesprochen begrenzt sind. Die Frage ist deshalb nach Elly Tanaka: „Wenn die Tiere das können, warum können Menschen das nicht?“
Deshalb verfolgen auch eine Reihe von Forschern in den Kliniken, die sich für menschliche Stammzellen interessieren, aufmerksam die Antwort, die Tanakas Dresdner Gruppe zusammen mit einer kleinen Gemeinde aus weltweit einem Dutzend Labors an den Salamander-Verwandten zu geben versucht. Denn auch wenn der Axolotl sich offenbar seit 350 Millionen Jahren nicht groß verändert hat, spricht einiges dafür, dass gewisse Grundprinzipien der Reparatur so alte Erfindungen der Natur sind, dass sie auch im Körper eines Menschen immer noch ganz ähnlich ablaufen – oder besser: ablaufen könnten, wenn nicht Menschen und andere Säugetiere offenbar irgendwann die Fähigkeit zur Regeneration weitgehend aufgegeben hätten. Derzeit wollen Stammzellforscher herausfinden, ob Säugetiere dieses Potenzial endgültig verloren haben, oder ob es lediglich unterdrückt ist – und vielleicht wieder geweckt werden könnte.
Doch bevor die Forscher Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Schwanzlurch genauer verstehen, wollen Tanaka und ihre Kollegen erst einmal begreifen, was im Körper eines Axolotl passiert, wenn er beispielsweise nach der Attacke eines Fressfeindes die Hälfte seines Schwanzes verliert. Axolotl können übrigens nicht wie Eidechsen ihr zappelndes Schwanzende selbst abwerfen, etwa um einen Vogel abzulenken, der es auf sie abgesehen hat. Was bei einer Eidechse dann nachwächst, ist nur ein aus Bindegewebe bestehender Pseudoschwanz, dem Knochengerüst und Rückenmark fehlen. Beim Axolotl ist das anders: Wenn das Tier seinen Schwanz verliert, wächst ein komplettes, neues Schwanzende nach – mitsamt Rückgrat, Nerven, Muskulatur und Blutversorgung.
Stand: 10.09.2004