Die Natur hat es uns vorgemacht: Kohle, Erdöl und Erdgas entstanden in Jahrmillionen tief in den Schichten der Erde aus abgestorbenen Pflanzen, also letztlich aus Biomasse. Das lernt man schon in der Schule. „Aber niemand hat sich bisher darüber Gedanken gemacht, wie das wirklich geschieht“, wundert sich Antonietti.
Seine eingehende Literaturrecherche ergab zwar viele Vermutungen und Gemeinplätze – häufig ist vom „Inkohlungsprozess“ die Rede –, aber zum Kern der Frage, nämlich wie dieser wirklich abläuft, war bisher noch kaum jemand vorgestoßen. Antonietti hatte den Mut dazu. „Ich nehme mir heute die Freiheit, solche Fragen zu stellen“, sagt der 46-jährige Chemiker, „auch auf die Gefahr hin, als Spinner zu gelten. Aber lieber setze ich meinen Ruf aufs Spiel, als der Wahrheit nicht näher zu kommen“.
Im Fall der Kohle hat das sogar schon beim ersten Versuch geklappt. Der Forscher ist nicht nur der Entstehung der Kohle auf die Spur gekommen, sondern hat ganz nebenbei einen Prozess entdeckt, der die Energiegewinnung revolutionieren könnte.
Welch große Bedeutung eine nachhaltige Energieversorgung für die Zukunft unserer Gesellschaft hat, weiß zwar grundsätzlich auch die breite Öffentlichkeit. Weit weniger bekannt ist allerdings, dass es noch viel zu erforschen gibt; und es geht nicht nur um Verfahrenstechnik und Prozessführung, um Steigerung der Ausbeuten und Wirkungsgrade. Nein, es geht auch heute noch um ganz fundamentale Probleme, die sich nur mittels echter Grundlagenforschung lösen lassen – und die damit zur angestammten Domäne der Max-Planck-Gesellschaft zählen.
Stand: 14.07.2006