Zur Fußball-WM werden sie in Deutschland ihren ersten großen Auftritt haben: RFID-Chips – kleine Funketiketten, die die eindeutige Identifizierung der WM-Tickets möglich machen und sie vor Schwarzhandel und Fälschungen schützen sollen. RFID, das heißt Radio Frequency Identification oder auf deutsch: Erkennung durch Funkwellen. Es bedeutet, dass die auf dem Chip gespeicherten Informationen mithilfe von Radiowellen abgerufen werden können.
RFID-Premiere Fußball-WM
Jede Eintrittskarte ist mit einem dieser Chips ausgestattet, auf dem ihre Bestellnummer vermerkt ist. Beim Einlass vor den Spielen scannt ein Lesegerät die Tickets. So wird die Nummer jedes Tickets ermittelt – und gleichzeitig die Identität des Käufers. Denn in einer Datenbank sind die Bestellnummern mit den persönlichen Daten, die die Käufer beim Erwerb der Eintrittskarte angegeben haben, verknüpft. Laut der FIFA, dem Welt-Fußballverband, soll somit sicher gestellt werden, dass nur rechtmäßige Ticket-Besitzer die Stadien betreten dürfen.
So umstritten dieses Kontrollsystem aus Datenschutz-Gründen ist – auf der letzten CeBIT wurden RFID und seine möglichen Anwendungen als eine der nächsten Technologie-Revolutionen gefeiert. Noch in diesem Jahr soll RFID in Deutschland zum Durchbruch kommen, weit über Fußball-Tickets hinaus.
Funkende Chips
Das Kernstück der Technik ist der so genannte Transponder, das Funketikett, das aus einer Antenne und einem Mikrochip besteht. Mit einem Lesegerät können die auf dem Chip gespeicherten Daten berührungslos abgerufen werden, je nach Bauart des RFID-Labels auf unterschiedlichen Funk-Wellenlängen und über Abstände von wenigen Zentimetern bis hin zu mehreren Metern.
Nur RFID-Chips ohne eigene Stromversorgung mit einer Reichweite von maximal 50 Zentimetern sind derzeit so billig, dass ihr Einsatz auch ökonomisch sinnvoll ist. Etwa zehn Cent soll so ein Funketikett bei Stückzahlen von mehreren Millionen kosten.
Schöne, neue RFID-Welt
Der Handelskonzern Metro testet die RFID-Technik derzeit in einem Supermarkt der Zukunft. Nicht nur das eigenständige Verbuchen der Einkäufe durch die Kunden ist damit möglich. Auch das Warenlager wird neu organisiert, denn die RFID-Software weiß zu jeder Zeit, wie viel von welchem Produkt wann genau wo steht. Wenn beispielsweise Waschmittel oder Bier ausgehen, wird automatisch nachbestellt. Etwa zehn bis 15 Jahre werde es noch dauern, so schätzt man bei Metro, bis alle Supermärkte vollständig auf RFID umgestellt sind.
In nächster Zukunft soll die RFID-Technik auch beim Gepäckmanagement an Flughäfen zum Einsatz kommen. Die Chips werden dazu in die Gepäckaufkleber der Airlines integriert. Gerät ein Koffer auf das falsche Band, so warnt ein Signal, woraufhin der Koffer aussortiert wird. RFID-Chips auf Arzneimittelverpackungen sollen vor Fehlmedikationen schützen, der elektronische Reisepass wird auf RFID-Technik basieren, und unter die Haut implantierte Chips sollen nicht nur Haustiere sondern bald auch Menschen identifizieren.
Die Zukunft: Drahtlose Sensornetze
Der Industrie und zahlreichen Wissenschaftlern geht die passive RFID-Kommunikation jedoch noch nicht weit genug. Denn die Chips geben lediglich Daten weiter, die ihnen zugeteilt wurden und die nur ein Lesegerät abrufen kann. Eigene Rechenoperationen sind den RFID-Chips nicht möglich. Sie können weder auf veränderte Bedingungen in ihrer Umwelt reagieren, noch untereinander kommunizieren.
Die Zukunft sehen Informatiker und Elektrotechnik-Ingenieure deshalb in drahtlosen Sensornetzen (wireless sensor networks, WSN) – Netzwerken aus winzigen, eigenständigen Computern, den so genannten Knoten oder „Motes“ (Staubkörner). Innerhalb eines Netzes sollen Hunderte oder gar Tausende dieser Minirechner ihre Umgebung durch Sensoren wahrnehmen, drahtlos miteinander kommunizieren und, durch entsprechende Software gesteuert, eine gemeinsame Aufgabe bewältigen.
Stand: 30.03.2006