„Die bemannte Raumfahrt in ihrer jetzigen Form ist eine hoffnungslose Sackgasse, die Zukunft gehört unbemannten Missionen“, schrieb der Grünen-Bundestagsabgeordnete Peter Hettlich anlässlich des 40. Jahrestages der Mondlandung vor fünf Jahren in einem Gastbeitrag für die taz. Die Linke äußerte sich ähnlich.
Und Wolfgang Hillebrandt, Astrophysiker und einer der prominentesten Kritiker der bemannten Raumfahrt, sagt: „Die Entwicklung in der Mikrotechnologie ist so rasant. Ich bin der Meinung, Proben nehmen, analysieren, kann man vor Ort von Maschinen machen lassen. Ich kann mir kaum etwas vorstellen, das die Anwesenheit des Menschen erfordert.“
Einfacher und billiger
Die Kosten für den Steuerzahler könnten dramatisch gesenkt werden, so der Gedanke, wenn man nicht Menschen mit all ihren komplizierten körperlichen und geistigen Bedürfnissen ins All schickte, sondern nur noch Rover und Sonden. Die könnten jahrelang in engen Kapseln reisen. Man müsste keine Raumanzüge mehr bauen, keine Sauerstoffversorgung, keine Lebensmittellager, keine Wassertanks. Die Arbeit der Raumfahrt-Ingenieure wäre einfacher.
Keine Frage, die Bedeutung der Robotik in der Raumfahrt wird zunehmen. Bevor ein Mensch einen Fuß auf den Mars setzen wird, werden dort weitere Rover rollen. 2018 beispielsweise soll die Mission „Exomars“ einen auf der Marsoberfläche absetzen, um mögliche Gefahren für einen bemannten Flug zu untersuchen. Wo immer Neues erkundet wird, wird das zuerst eine Maschine tun. Aber reicht das?
Improvisieren kann nur der Mensch
Wenn man Thomas Reiter diese Frage stellt, dem ESA-Direktor, der als Astronaut sowohl auf der russischen Mir als auch auf der ISS war, sagt er: „Eine Stunde, die ein Mensch auf der Oberfläche eines fremden Planeten verbringt, ersetzt Jahre mühsamer Forschung auf der Erde.“ Er erzählt, wie er während seines Einsatzes auf der ISS ein kaputtes Gerät mit der E-Saite seiner Gitarre reparierte. „Bringen Sie das mal einem Roboter bei!“
Dieter Isakeit, der ehemalige Pressesprecher der ESA, sagt: „Einem Astronauten fallen womöglich Dinge auf, nach denen er gar nicht gesucht hat. Vielleicht liefert er Antworten auf Fragen, die noch gar nicht gestellt wurden.“ Das Argument der Wissenschaft lässt sich auf die Formel eindampfen: Menschen denken, Roboter nicht.
Und selbst wenn sich das irgendwann ändern sollte – eines werden Roboter nicht können: etwas erleben. Damit taugen sie nicht als Helden. Sie begeistern uns nicht. Wir haben keine Angst um sie. Sie sagen auch keine Sätze wie Armstrongs „Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen…“. Roboter fügen sich nicht ein in die Erzählung vom Raumfahrer-Helden, die der Grund dafür ist, dass Astronaut für Kinder immer noch ein Traumberuf ist.
Bastian Berbner / Helmholtz Perspektiven
Stand: 06.02.2015