Wie beeinflussen Gerüche unsere Träume? Um das herauszufinden, verwendeten wir in unserer Studie einen großen Olfaktometer, der einen leichten, konstanten Luftstrom erzeugen und in die Nase der Versuchsperson leiten kann. Die Olfaktometer-Technik erlaubt es, die Geruchsreize unter kontrollierten Bedingungen zu- und abzuschalten. Als Geruchsreize verwendeten wir den nach faulen Eiern riechenden Schwefelwasserstoff und den nach Rosen duftenden Phenylethylalkohol; als Kontrolle diente die Raumluft.
Praktisch lief der Versuch so ab: Sobald eine schlafende Versuchsperson in der REM-Phase war, wurde einer der beiden Geruchsreize für zehn Sekunden zugeschaltet. Danach warteten wir eine Minute lang, bis wir den Schlafenden weckten. Während der kurzen Wartezeit trieb der konstante Luftstrom den Duft wieder aus der Nase, sodass die Teilnehmer den Geruch beim Aufwachen nicht bewusst wahrnehmen konnten.
Nur ein „stinkiger“ Traum
Nachdem die Traumberichte ausgewertet worden waren, zeigte sich, dass nur einer der Versuchsteilnehmer einen Traum mit einer Geruchswahrnehmung erlebt hatte: Die Person träumte von einer Chinesin, mit der sie gemeinsam einen unangenehmen Geruch wahrnahm. Dieses Ergebnis scheint im Widerspruch zur Vorgängerstudie zu stehen, die in immerhin 19 Prozent der Träume einen Einfluss von Geruchsreizen nachweisen konnte.
Doch der dort ermittelte höhere Anteil an „passenden“ Träumen lässt sich wie folgt erklären: In der US-Studie wurden scharfe Gerüche wie Ammoniak oder Rauch verwendet. Sie gelangen über den Trigeminusnerv direkt in das Großhirn und haben aufgrund ihrer unmittelbaren Weiterleitung eine größere Chance, in das Traumbewusstsein zu kommen.
Einfluss auf die Traumfärbung
Die von uns verwendeten olfaktorischen Reize hingegen gelangen vermutlich zuerst in die Amygdala, das Gefühlszentrum. Dadurch beeinflussten sie nicht die Trauminhalte, dafür aber die emotionale Färbung des Geträumten: Beim angenehmen Rosenduft waren die von den Versuchsteilnehmern berichteten Traumgefühle positiver als bei den unangenehmen Geruchsreizen.
Das lässt an eine praktische Anwendung denken, beispielsweise an eine „Dufttherapie“ für Menschen, die unter Albträumen leiden. Allerdings sind hierbei einige Hindernisse zu überwinden, da sich die Nase sehr schnell an konstant dargebotene Reize gewöhnt.
Michael Schredl, Universität Heidelberg / Ruperto Carola
Stand: 19.06.2015