Der Wolf (Canis lupus) besiedelt über 50 Prozent der gesamten Landoberfläche der Erde, das entspricht etwa 70 Millionen Quadratkilometern. Auf der Nordhalbkugel passt er sich von der Tundra bis in die Steppen- und Wüstengebiete unterschiedlichen Ökosystemen an. Allerdings ist das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Wolfes durch menschliche Verfolgung um etwa ein Drittel reduziert worden.
Verhasster Feind
Schon im Mittelalter wurde immer wieder von Wolfsübergriffen auf Nutztiere berichtet und der Wolf wurde zum verhassten Feind der Bevölkerung. Auch von Angriffen auf Menschen gibt es Überlieferungen, allerdings ist an der Glaubwürdigkeit vieler Geschichten zu zweifeln. Heute wird vermutet, dass es sich meist um tollwütige Tiere, Wolf-Hund-Mischlinge oder verwilderte Hunde gehandelt hat.
Häufig stieg die Anzahl von Wolfsangriffen auf Menschen und Nutztiere in Kriegszeiten, so auch in Deutschland während des Dreißigjährigen Krieges. In diesen Zeiten bewachten oft Kinder das Vieh, Wölfe hatten es dadurch leichter anzugreifen. Insbesondere wenn gleichzeitig die Dichte von jagdbaren Paarhufern wie Rot- und Rehwild gering war, kam es zu Übergriffen auf Nutztiere. Es wurde auch von Wölfen berichtet, die sich während des Krieges an menschlichen Leichen zu schaffen machten.
Diese Vorfälle und Geschichten machten den Menschen Angst und prägten das Wolfsbild der damaligen Gesellschaft von einer blutrünstigen, menschenfressenden Bestie. Der Wolf wurde gejagt und in Europa fast vollständig ausgerottet.
Comeback der Wölfe
Nach der Ausrottung der Wölfe in Deutschland gab es nach dem Zweiten Weltkrieg wieder einzelne Wolfsvorkommen in der Bundesrepublik. Der Prozess einer natürlichen Wiedereinwanderung der Art ging von Polen aus. Immer häufiger wanderten Einzeltiere nach Deutschland ab. Meist wurden sie abgeschossen oder starben im Schienen- oder Straßenverkehr. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde der Wolf auch in den neuen Bundesländern unter Schutz gestellt, erst dann konnten sich die ersten Wölfe langfristig in Deutschland etablieren.
Der erste sichere Nachweis eines reproduzierenden Wolfspaares erfolgte im November 2000 auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz, im Osten Sachsens. Seitdem hatte das Paar regelmäßig Nachwuchs und der Wolf begann sich auszubreiten. Inzwischen leben in Deutschland nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz (BfN) 105 Rudel, 25 Wolfspaare und 13 sesshafte Einzeltiere. Die meisten Wolfsrudel leben in Brandenburg, gefolgt von Sachsen und Niedersachsen. Aber inzwischen kommen Paare und Einzeltiere auch deutlich weiter südlich vor – selbst in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gibt es inzwischen wieder Wölfe.
Ein Wolfsrudel ist dabei nichts anderes als ein Familienverband und besteht aus den beiden Elterntieren, den Welpen eines Jahres und den sogenannten Jährlingen. Nach etwa ein bis zwei
Jahren verlassen die Jungtiere das Rudel der Eltern auf der Suche nach einem eigenen Territorium und einem Partner.
Autorin: Michelle Müller/ Forschung Frankfurt