Neben der steinernen Landschaft ist die eigentliche Besonderheit des Vierländerecks im Südwesten der USA die Felsensiedlung der Anasazi-Indianer. Bis heute liegt über dem gesamten Areal nach Meinung von vielen Besuchern eine mystische Atmosphäre von Magie und Zauber. Und auch die Pueblo-Indianer – die Nachfahren der Anasazi – können hier angeblich noch die lebendigen Seelen ihrer Ahnen spüren. Wahrheit oder Legende? Sind vielleicht das gleißende Licht und die extremen Witterungsverhältnissen (40°C im Sommer und minus 30°C im Winter) in der Gegend der Grund für die Empfindungen? Wird das Bewusstsein der Touristen eher dadurch beeinflusst? Nach einer Legende der Hopi-Indianer ist genau dieser rätselhafte Wandel des Verstandes und Geistes der Grund für die Wanderungen der „Alten“ in die unwirtliche, aber wunderschöne Region von Four Corners. Erst dadurch würde den Menschen die eigene Bedeutungslosigkeit in den Weiten des Kosmos deutlich gemacht.
Die Kultur der Anasazi
Generell werden von Forschern bei der Kultur der Anasazi drei Zweige unterschieden: Kayenta in Arizona, Chaco Canyon in New Mexico und Mesa Verde in Colorado. Auch wenn sie alle der gleichen Zivilisation angehörten, unterschieden sie sich doch im Stil ihrer Keramik und Architektur.
Zu Beginn lebten die Anasazi noch in einfachen unterirdischen Erdgrubenhäusern (pit houses). Später dann – um 750 nach Christus – zogen sie in überirdische Lehm- und Steinbauten (Pueblos), bis sie um etwa 1100 die Mesa – den Tafelberg -verließen, um große Siedlungen in die schwer zugänglichen Nischen der Felswände zu bauen. Mit ihrem perfektionierten baumeisterlichen Geschick, gelang es den Indianern unter großen überhängenden Wänden ganze Wohnkomplexe in den weichen Felsen zu errichten, die im Englischen als „cliff dwellings“ bezeichnet werden. Die Wohnungen bestanden meistens aus kleinen Zimmern, die in zwei bis vier Stockwerken dicht aneinander gebaut waren, und einer großen runden Kiva – einem Gemeinschaftsraum, der für spirituelle Zeremonien genutzt wurde. Was genau die Anasazi damals dazu gebracht hat, die Mesa zu verlassen, und in die schwer einnehmbaren Canyonwände umzusiedeln, ist bis heute nicht geklärt.
Mesa Verde: Cliff Palace
Der im Bundesstaat Colorado gelegene Nationalpark, der einen Teil von Four Corners umfasst, heißt Mesa Verde. Wegen seiner dichten Vegetationsschicht gaben die Spanier dem Tafelberg diesen Namen, der soviel wie „grüner Tisch“ oder „grüne Tafel“ bedeutet. Das Plateau, das sich 600 Meter nahezu senkrecht aus den Ausläufern der südlichen Rocky Mountains erhebt, besteht aus vier Sedimentschichten, die in der mittleren Kreidezeit abgelagert wurden. Die oberste und damit jüngste Schicht ist der Cliff-House-Sandstein, in dem sich auch fast alle Ruinen der Klippensiedlungen der Anasazi befinden. Weit ab von jeder Zivilisation galten die weitläufigen Ruinen erst 1888 als vollständig erforscht. Mesa Verde ist der einzige Nationalpark in den USA, der der Bewahrung menschlicher Kultur dient. Die National Geographic Society zählt ihn sogar zu den 50 Zielen auf dieser Erde, die man in seinem Leben gesehen haben sollte.