Weht der Wind stark und stetig genug, schafft er es selbst harten Fels im Laufe der Zeit abzuschleifen. Bei diesem Windschliff, auch Korrasion genannt, wirkt weniger der Wind selbst, als vielmehr die vielen kleinen von ihm transportierten Sand- und Staubkörner. Wie kleine Geschosse prallen sie auf die feste Oberfläche eines Steins oder Felsens und schmirgeln seine Oberfläche ab. Ähnlich wie bei einem Sandstrahlgebläse wird das Material dabei glatt geschliffen, vorstehende Grate und Kanten werden gerundet.
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Pilze und Tropfen aus Stein
Je nachdem, wo der Wind dabei am stärksten ansetzt und wo das Material am weichsten ist, können so ganz unterschiedliche, teilweise bizarre Formen entstehen. Bei den so genannten Pilzfelsen etwa wirkt die Winderosion besonders stark an der Basis des Gesteins, weil hier der Wind größere Partikel transportieren kann als weiter oben. Dadurch ist die Schmirgelwirkung in Bodennähe entsprechend stärker. Im Laufe der Zeit präpariert der Wind so einen schmalen Fuß mit einem breiteren „Kopf“ heraus. Wird die Last des überhängenden Felsens zu groß für die tragende Säule, bricht diese ab.
Eine weitere ungewöhnliche Feldformation beschrieb schon der Forschungsreisende Sven Hedin 1903: In der chinesischen Wüste Lop Nor ragen aufällig tropfenförmige, hell gelblich-bräunliche Sandsteinformen aus einer flachen, schwarzen Wüstenlandschaft heraus. Sie sind einige dutzend Meter breit und bis zu einem Kilometer lang. Diese sogenannten Yardangs sind ebenfalls ein Produkt des Windschliffs.
Ihre steile Vorderseite wurde durch das direkte Aufprallen von Sandkörnern zu einer steilen, abgerundeten Wand abgeschmirgelt. Dort, wo die Luftströmungen auf der Rückseite wieder aufeinandertreffen, bilden sich Wirbel, die die langgezogene Rückseite der Yardangs formen. Die Yardangs der Lop Nor dienten unter anderem in den chinesischen Spielfilmen „Hero“ und „The Touch“ als Filmkulisse.
Der Windschliff formt aber nicht nur herausragende Formationen oder Steine. Im Zusammenspiel mit der Verwitterung vertieft er auch bereits bestehende Hohlräume in Felswänden. Im Extremfall entstehen dadurch aus unterschiedlich widerstandsfähigen Gesteinsschichten so bizarre Steinskulpturen wie beispielsweise die steinernen Torbögen oder die hoch aufragenden kantigen Säulen in den Canyonlands im Südwesten der USA.
Nadja Podbnregar
Stand: 04.05.2012