Daniel Tammet – Rechenkünstler mit visuellem Gedächtnis
Der 1979 in London geborene Tammet ist einer der Savants, die ihre Fähigkeiten nicht von Geburt an besitzen. Mit drei Jahren erlitt er einen epileptischen Anfall, der ihn zum Autisten mit Asperger-Syndrom machte, ihm dafür aber außergewöhnliche mathematische und sprachliche Fähigkeiten verlieh. Nach eigener Aussage hilft ihm ein extrem visuell ausgerichtetes Gedächtnis dabei.
Er beherrscht zehn Sprachen, darunter so unterschiedliche wie Französisch, Finnisch oder Walisisch. Eine davon, das als besonders schwer geltende Isländisch, lernte er in nur einer Woche im Rahmen einer Dokumentation. 2004 stellte Tammet einen europäischen Rekord im Rezitieren der Nachkommastellen der Kreiszahl Pi auf. In mittlerweile zwei Büchern gibt er einen Einblick in die Innenwelt und das Leben eines autistischen Savant.

Temple Grandin war eine der ersten Menschen mit Autismus, die über sich schrieben © Joshua Nathaniel Pritikin/ William Lawrence Jarrold
Temple Grandin – die Anthropologin auf dem Mars
Die 1947 in Boston geborene Temple Grandin sprach bis zum Alter von drei Jahren kein Wort und konnte körperliche Nähe nicht ertragen. Anstatt sie in ein Heim zu geben, wie von Ärzten empfohlen, förderten ihre Eltern sie jedoch und schickten sie auf Privatschulen. Dadurch überwand sie viele ihrer Verhaltensauffälligkeiten und lernte auch sprechen, wenn auch mühsam „wie eine Fremdsprache“ wie sie selbst schreibt. Gleichzeitig entwickelte sie eine spezielle „Berührungsmaschine“, die durch sanften Duck beruhigend auf sie wirkte und heute auch in der Therapie von anderen Autisten eingesetzt wird.
Heute ist Grandin eine weltweit anerkannte Spezialistin für das Design von Anlagen für die kommerzielle Tierhaltung und Dozentin für Tierwissenschaften an der Colorado State University. Ein extrem visuelles Gedächtnis, sie vergleicht es mit einem Videorekorder, ermöglicht es ihr, die Pläne auch komplexester Anlagen aus dem Kopf fertig zu Papier zu bringen. In mehreren Büchern beschreibt sie ihre Erfahrungen und engagiert sich in der Aufklärung über den Autismus. Der Neurologe Oliver Sacks beschreibt seine Begegnung mit ihr ausführlich in seinem Buch „Die Anthropologin auf dem Mars“, dessen Titel auf einen Ausspruch von Gradin zurückgeht.
Matt Savage – Mozart des Jazz
Der 1992 in Sudbury Massachusetts geborene Matt Savage entwickelte sich als Kleinkind zunächst schnell, mit drei Jahren jedoch traten autistische Symptome auf. Er wich Berührungen aus und konnte Geräusche kaum ertragen, hatte jedoch eine hohe Intelligenz, ein extrem gutes Gedächtnis und ein absolutes Gehör. Mit sechs Jahren brachte er sich Klavierspielen bei und entwickelte bald ungewöhnliches Talent. 1999 begann er ein Musikstudium am New England Conservatory of Music, entdeckte aber gleichzeitig auch seine Liebe zum Jazz.
Heute spielt Savage in einem eigenen Jazztrio, ist vor mehreren Staatsoberhäuptern aufgetreten, hat renommierte Musikpreise gewonnen und gilt als der „Mozart des Jazz“. Sechs CDs mit seiner Musik sind mit großem Erfolg erschienen.
Leslie Lemke – Musik als Gabe
1952 kam Lemke als Frühgeburt schwerbehindert zur Welt. Da ihm wegen eines angeborenen grünen Stars beide Augen entfernt werden mussten, ist er zudem quasi von Geburt an blind. Schon früh reagierte er stark auf Musik und gab nicht nur ganze Gespräche Wort für Wort wieder, sondern summte auch Lieder, die seine Adoptivmutter ihm vorsang. Mit 14 Jahren überraschte sie ihn dabei, wie er nachts am Klavier saß und Teile des ersten Klavierkonzerts von Tschaikowsky spielte. Dieses war am Abend zuvor als Filmmusik in einem TV-Film gesendet worden, Lemke hatte sich nach nur einmaligem Hören das gesamte Stück gemerkt und konnte es fehlerfrei wiedergeben.
Inzwischen gibt der blinde Ausnahmemusiker Konzerte in den gesamten USA, spielt dabei vor allem Lieder aus dem Folk- oder Gospelbereich, aber auch Klassik und eigene Stücke. Dustin Hoffman soll nach einer 1983 gesendeten TV-Dokumentation über Lemke zu Tränen gerührt gewesen sein.
Stand: 12.12.2008
12. Dezember 2008