Zunächst interessierte man sich für die Permafrostgebiete im wesentlichen aus ingenieurstechnischer Sicht. Es galt, den Raum mit Straßen und Pipelines zu erschließen, da man die Schätze des Permafrosts bergen wollte. Erdgas, Erdöl oder Edelmetalle wie beispielsweise Gold lockten die Menschen in die unwirtlichen Ecken unserer Welt. Etwa 80 Prozent der Energie- und Brennstoffreserven Russlands liegen in Sibirien – eine gigantische Einkommensquelle, denn Erdgas ist Exportgut.
Der Abbau dieser Bodenschätze bedeutet für den Permafrost jedoch Ungemach. Der Eingriff in das sensible Ökosystem lässt den Boden schmelzen. Durch dunkle Asphaltstraßen, heißes Öl, das durch die Pipelines fließt oder die Wärmestrahlung von Häusern wird der Boden aufgeheizt. Die Auftauschicht des Permafrosts wächst an.
Ein großes Umweltproblem sind berstende Öl-Pipelines, die bereits ganze Landstriche verseucht haben. Es ist schwierig und vor allem aufwändig Pipelines so zu bauen, dass sie den Spannungen durch Frosthebungen widerstehen. Die hohen Baukosten vermied man auf Kosten der Umwelt in Russland leider häufig. An den schlecht verlegten Pipelines kommt es nicht nur zu Rissen und Lecks, sondern auch manchmal zu Explosionen, die in Waldbrände ausarten können. Der immensen Hitze kann der Permafrost nicht trotzen.
Unter den extremen Klimabedingungen erholt sich die Landschaft – wenn überhaupt – nur im Zeitlupentempo. In den südlichen Bereichen, in denen der Permafrostboden zwar noch erhalten bleibt, sich aber nicht neu bildet, ist das Ökosystem für immer zerstört. Zerstört werden mit der Ausbeutung der Bodenschätze auch Lebensräume einheimischer Bevölkerungsgruppen. Sie verlieren vor allem die kargen Weidegebiete, von denen ihre Existenz als Hirten abhängt.
Stand: 27.02.2002