Und auch anorganische Funde geben mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden viel von ihrer Geschichte preis. So gibt es an der Universität Frankfurt eine Forschungsstelle Keramik, wo der für die Menschheitsgeschichte so wichtige Werkstoff Ton unter verschiedenen Aspekten
untersucht werden kann.
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Sechs Minuten dauert es, um mit einem portablen Röntgenfluoreszenz-Spektrometer die Zusammensetzung einer Scherbe zu analysieren. Diese wiederum lässt Rückschlüsse auf den Herstellungsort und auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu. Im Zuge eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wurde unter der Leitung von Markus Helfert eine umfangreiche Datenbank mit römischen Keramikprodukten aus Hessen erstellt, die ständig weiter anwächst.
Was alte Münzen verraten
Bei der Untersuchung von Metallen leisten naturwissenschaftliche Analyseverfahren ebenso wichtige Dienste. „Wir können die Form beschreiben und sagen, ob es sich zum Beispiel um Bronze oder Kupfer handelt“, sagt von Kaenel. Die Materialanalyse gibt darüber hinaus Aufschluss über die genaue Zusammensetzung des Materials und damit über dessen Herkunft.
So wissen die Archäologen inzwischen, dass für die frühen Kupfermünzen aus der Zeit des Augustus Kupfer aus der Toskana verwendet wurde, während die Römer später zu Rohstoff von der Iberischen Halbinsel wechselten. In der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus kam der Bergbau ins Stocken, das Material wurde recycelt und war entsprechend verunreinigt. So geben einfache Münzfunde auch Aufschluss über das Ressourcenmanagement und damit zusammenhängende Probleme jener Zeit.
Bronzestatuen aus den Provinzen
Längst bekannte Artefakte neu zu analysieren, ist Ziel eines umfangreichen Forschungsprojekts, das vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg, dem LVR-LandesMuseum Bonn und den Archäologen der Goethe-Universität durchgeführt wurde. Untersucht werden fast 5.000 Objekte aus 132 Fundplätzen entlang des Limes und dem angrenzenden zivilen Hinterland, die in deutschen Museen verteilt sind.
Dabei handelt es sich zum Teil um sehr kleine Fragmente von römischen Bronzestatuen, die in mühevoller Arbeit erfasst werden. Neben der archäologischen Beschreibung und ikonografischen Einordnung der Fragmente finden auch umfangreiche archäometrische und herstellungstechnische
Untersuchungen statt, darunter materialanalytische Verfahren, aber auch Röntgen-, CT- und 3D-Scan-Verfahren.
Sascha Heckmann und Claudia Sarge, die bei von Kaenel promovieren, erstellen eine umfangreiche Datenbank zu diesen Artefakten, die bislang oft unbeachtet in Museumsdepots lagerten. Ein Ergebnis dieses Projekts besteht im Nachweis, dass auch im nördlichen Grenzraum des Imperium Romanum in einem bisher nicht vermuteten Ausmaße lebens- und überlebensgroße Bronzestatuen von Kaisern, Göttern und bedeutenden Persönlichkeiten aufgestellt waren.
Anke Sauter / Forschung Frankfurt
Stand: 08.05.2015