Auch ohne Krebspest würden die US-Flusskrebse die heimischen Krebse verdrängen. Sie alle sind aggressiver, wachsen schneller und haben mehr Nachkommen als die Alteingesessenen. Jenseits der wenigen Habitate von Edelkrebs & Co. bilden die Gebietsfremden bereits dichte, zusammenhängende Bestände. Experten fürchten, dass über den Aquarienhandel weitere fremde Flusskrebsarten in heimische Gewässer geraten.
Und noch zwei Einwanderer
Exemplare zweier weiterer Invasoren sind schon aufgetaucht: Kalikokrebs und Marmorkrebs. Der bei Aquarienzüchtern beliebte Marmorkrebs ist Krebspestüberträger und wurde schon in Rhein und Ruhr entdeckt. Er hat die Eigenart, dass die Weibchen auch ohne Männchen Nachwuchs bekommen können. Ein einziges ausgesetztes Weibchen kann so einen neuen Bestand gründen. Nicht besser der Kalikokrebs, der sich von Baden-Württemberg aus den Rhein hocharbeitet: Der Überträger der Krebspest gefährdet mit seinen über einen Meter langen Höhlen auch die Sicherheit von Ufern.
Beispiel Fuchshofen im nördlichen Rheinland-Pfalz. Nicht dem Hasen sagt der Fuchs in dem verschlafenen Eifeldorf gute Nacht, sondern dem Krebs. Munter strömt die Ahr am Dorf entlang Richtung Vater Rhein. Vom Ufer aus zieht Harald Groß eine seiner Reusen aus dem Fluss und schüttet den Inhalt in eine Wanne. 16 Signalkrebse fuchteln mit ihren violett schimmernden Scheren. „Bei Hunger gehen die Krebse auch aufeinander los“, sagt Groß.
Wie kommt das invasive Krustentier in die Ahr? „Leider setzen manche Leute Flusskrebse auch um.“ Und so breitet sich die invasive Art immer weiter aus. Wie das Indische Springkraut am Ufer, das wuchert und wuchert. Fuchshofens Signalkrebse stammen aus dem Ahr-Zufluss Liersbach – wo sie auch nicht hingehören. Als dort Bachabschnitte einmal trockenfielen, sammelten wohlmeinende Aktivisten die Tiere in Eimern ein und setzten sie in der Ahr aus.
Aufklärung soll helfen
Auch um solchen Unverstand zu bremsen, gründeten der nordrhein-westfälische Fischereiverband und der Naturschutzbund NRW 2004 das Edelkrebsprojekt NRW. Die Initiative will Edel- und Steinkrebs schützen, wiederansiedeln und aufklären. Projektleiter Groß und seine Mitstreiter vermitteln die eingesammelten Ami-Krebse an Schulklassen. So entstand an Eifler Schulen das ein oder andere Krebsaquarium.
Nicht überall finden die Aliens Asyl, denn viele Lehrer scheuen den Aufwand. „Dabei streiten sich die Schüler darum, wer in den Ferien das Aquarium versorgt“, beschreibt Groß seine Erfahrungen.
Kai Althoetmar
Stand: 02.10.2014