Schliemanns Troja ist nicht das Troja Homers – und doch hat der Archäologe eine Siedlung entdeckt, die auf eine bewegte Geschichte zurückblickt. Vom mindestens 3.500 Jahre alten Urgrund bis zum Mittelalter unterteilen heutige Forscher den von Schliemann erstmals untersuchten Hügel in rund 50 verschiedene Siedlungsschichten. Der Ort hat nachweislich Brände und Erdbeben erlebt und auch Kriege gab es hier mehrfach.

Tatsächlich ist es denkbar, dass das homerische Troja zwar nicht in der Schicht liegt, in der Schliemann es seiner Zeit vermutete, aber trotzdem mit einer der vielen Siedlungsschichten des Hügels identisch ist. Welche als der Schauplatz des trojanischen Krieges infrage kommt, ist jedoch umstritten – genauso wie viel grundsätzlichere Fragen: Wie bedeutend war die Siedlung auf dem Hügel Hisarlik? Wurde der trojanische Krieg tatsächlich um ebendiese Siedlung geführt? Und gab es den Krieg und ein Troja, wie Homer es beschreibt, überhaupt?
Artefakte von großem Wert
Wie groß der historische Kern von Homers Epen wirklich ist, ist für die Bewertung von Schliemanns Leistungen womöglich jedoch gar nicht von Belang: „Es mag sein, daß seine Voraussetzungen zu kühn, ja willkürlich waren, daß das bezaubernde Gemälde der unsterblichen Dichtung seine Phantasie zu sehr bestrickte, aber dieser Fehler des Gemüts (…) enthielt doch auch das Geheimnis seines Erfolgs. (…) Noch heute würde die gebrannte Stadt in der Verborgenheit der Erde ruhen, wenn nicht die Phantasie den Spaten geleitet hätte“, formulierte einst sein Zeitgenosse Rudolf Virchow.

Denn klar ist: Unabhängig von ihrer zunächst falschen Einordnung sind Schliemanns Funde Artefakte von großem Wert. Bis heute zählen die Juwelen aus dem sogenannten Schatz des Priamos und die Goldmaske aus dem Grab in Mykene zu den bekanntesten Kleinoden aus der griechischen Frühzeit. Auch Schliemanns spätere Grabungen zeichnen sich durch interessante Funde aus. Unter anderem hat der Archäologe in Orchoemnos ein Kuppelgrab zutage befördert, in Tyrins einen mykenischen Palast freigelegt und auch in Troja weitere archäologische Relikte ans Tageslicht befördert.