Die Vögel sind nicht die einzige Tiergruppe, die regelmäßig längere Wanderungen unternimmt. Auch unter den Insekten, Säugetieren und Amphibien gibt es Arten, die regelmäßig große bis ganz große Distanzen zurücklegen.
Ein häufiger Grund, weshalb Tiere wandern, ist um ungeeigneten oder schlechten Umweltbedingungen auszuweichen. Dazu zählen jahreszeitlicher oder anders bedingter Nahrungsmangel, zu kalte oder zu heiße Temperaturen.
Der Monarchfalter beispielweise fliegt jeden Herbst von Nordamerika nach Mexiko und verharrt dort auf einem Berg in einer Starre. Im Frühling macht er sich dann wieder auf den Heimweg. Er weicht vor den frostigen Bedingungen Nordamerikas aus.
Bei uns besser bekannt als wandernder Schmetterling ist der Admiral. Er kommt aus Südeuropa und fliegt bis nach Deutschland, unter Umständen bis nach Schweden. Die Weibchen legen hier nach der Ankunft im Sommer ihre Eier ab. Während die eingewanderten Tiere kurze Zeit später sterben, fliegt die nächste Generation jedoch den Weg wieder zurück, um in Südeuropa ihrerseits für Nachkommen zu sorgen. Auch der Admiral weicht mit diesem Verhalten unseren kalten Wintern und gleichzeitig den zu heißen südeuropäischen Sommern aus.
Andere Tiere wiederum legen weite Strecken vor allem im Dienste der Fortpflanzung zurück. Das liegt daran, dass gute Brut- und gute Lebensbedingungen unter Umständen zwei „Paar Schuhe“ sind. Um das Optimum in beiden Fällen rauszuschlagen, muss beispielsweise ein Lachs schon mal eine weite Reise flussaufwärts machen. Lachse können dabei bis zu 100 Kilometer am Tag schwimmen.
Auch Frösche und Kröten hüpfen regelmäßig aus dem Wald in Richtung Teich, um ihren Laich abzulegen. Die Grauwale dagegen nehmen sogar eine Reise von bis zu 20.000 Kilometern für ihre Fortpflanzung in Kauf. Sie schwimmen von den nördlichen Polargebieten bis in den Pazifischen Ozean im Süden der USA und wieder zurück.
Ein ebenfalls beeindruckendes Beispiel für tierische Wanderungsbewegungen ist die riesige Meeresschildkröte, Caretta caretta. Sie findet jedes Jahr haargenau den Strand wieder, an dem sie auf die Welt kam, um dort ihre Eier abzulegen. Das restliche Jahr lebt sie weit entfernt im Ozean. Die Schildkröte orientiert sich – unter anderem – am Magnetfeld der Erde.
Neben Wanderungen, die die Tiere früher oder später wieder zurück zum Ausgangsort führt, erobern manche neue Gebiete, um sich dort anzusiedeln. Die Populationen der Lemminge beispielsweise erreichen regelmäßig eine zu große Zahl. Das hat zur Folge, dass das Nahrungsangebot knapp und die Konkurrenz zu groß wird. Viele Individuen ziehen deshalb gruppenweise in irgendeine Richtung los, um in einem anderen Gebiet mit ausreichend Nahrung eine neue Population zu gründen.
Stand: 20.03.2003