In reichen Ölstaaten wie Dubai bildet Sand wortwörtlich das Fundament: Die künstlichen Inselwelten „The Palm Jebel Ali“, die der Emir von Dubai vor seiner Küste kreieren ließ, sind mit 450 Millionen Tonnen Sand aufgeschüttet worden – auch das nicht aus Wüstensand, weil er zu schnell wieder verwehen würde. Dubai importiert den Sand deshalb aus Australien. Dort, im Nordosten an der Küste vor Brisbane, ist die vermutlich weltweit größte Abbaustelle für marinen Sand. Fünf Milliarden Dollar verdient Australien pro Jahr mit dem Sandexport.
Sand als Diebesgut
Doch vor allem der wilde Sandabbau ist ein Problem. Längst ist Sand zum Objekt krimineller Machenschaften geworden, hauptsächlich in Regionen der Erde, die früher nicht wie etwa Deutschland von Gletschern bedeckt waren. Sie verfügen deshalb nicht über große Sand- und Kieslagerstätten landeinwärts, aus denen sie Bausand schöpfen könnten.
Das zeigte der französische Filmemacher Denis Delestrac 2013 in seiner Dokumentation „Sand – die neue Umweltzeitbombe“. Sein Film bewegte die Umweltbehörde der Vereinten Nationen letztlich dazu, das Verschwinden des Sandes auf ihre Agenda zu setzen.
Verbote wirken kaum
Während in der EU strenge Gesetze den Sandabbau reglementieren und beispielsweise in Deutschland und den Niederlanden Sand aus dem Meer fast ausschließlich für Aufspülungen, also für die Rückgewinnung oder für Küstenschutzmaßnahmen verwendet wird, schert sich in Schwellen- und Entwicklungsländern wie Marokko, Thailand, Indien oder Indonesien kaum jemand um Verbote. Häufig zählt nur, dass reiche Nachbarstaaten wie die Arabischen Emirate oder Singapur bereit sind, enorme Summen für etwas zu zahlen, das kostenlos an den eigenen Stränden herumliegt.
Die Folgen sind gravierend: In Indonesien etwa sind durch die Erosion bereits zwei Dutzend Inseln versunken. Was der Klimawandel dort noch nicht geschafft hat, schaffen die Sandsauger. Menschen verlieren ihre Heimat und ihre Existenzgrundlage. „Und der Teufelskreis des Sandverbrauchs setzt sich fort, wenn tausende heimatlos gewordene Inselbewohner sich auf einer anderen Insel niederlassen und dort neue Häuser gebaut werden müssen, um sie unterzubringen“, sagt Emeis.
Zum massenhaften Sandabbau gäbe es Alternativen, zum Beispiel das Bauschuttrecycling. In Deutschland werden bis zu 90 Prozent des Abbruchmaterials wiederverwendet. Doch die Weiterbehandlung des Bauschutts kostet Geld. Und solange Sand noch billiger und einfacher zu haben ist als Bauschutt zu recyceln, wird sich diese Alternative kaum durchsetzen.
Mareike Knoke / Helmholtz Perspektiven
Stand: 03.02.2017