Als sich die ersten Einheimischen vor einigen Jahrhunderten auf dem Weg zum Gipfel des Kilimandscharos machten, glaubten sie noch, die weißen Kappen bestünden aus Silber. Umso größer war ihre Enttäuschung als sie schließlich erkannten, dass es sich dabei um Eis handelte, das rasch zwischen ihren Fingern zu schmelzen begann.
Für ungläubiges Kopfschütteln sorgten später die Berichte des Deutschen Missionars Johann Rebmann, der vor mehr als 150 Jahren als erster Europäer den gewaltigen schneebedeckten Berg nahe des Äquators zu Gesicht bekam und diese Kunde in die Heimat trug. Das in den heißen, tropischen Regionen Gletscher existieren, galt damals unter Wissenschaftlern schlicht als undenkbar.
Möglich wird dieses Phänomen, so weiß man heute, nicht nur durch die Kälte, die auch hier in knapp 6.000 Meter Höhe herrscht, sondern vor allem durch die Eigenschaft der weißen Eisoberfläche große Teile des Sonnenlichts zu reflektieren und in den Weltraum zurückschicken. Aufgrund dieser hohen Albedo erwärmt sich die Geltscheroberfläche nicht so stark und schmilzt deshalb nur geringfügig ab. Für einen ständigen Nachschub an Schnee sorgen zudem Niederschläge, die regelmäßig auf dem Gipfel niedergehen.
Eine Kurzgeschichte als Werbung
Obwohl Hochgebirgsgletscher eigentlich nichts Ungewöhnliches sind – auch den nahegelegen Mount Kenya ziert eine solche weiße Kappe – haben Schnee und Eis den Kilimandscharo berühmt gemacht. Ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gelangt ist der Berg unter anderem durch den amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway, der im Jahr 1936 eine Kurzgeschichte unter dem Titel „The Snows of Kilimanjaro“ (Schnee auf dem Kilimandscharo) veröffentlichte.
Sie handelt von einem Schriftsteller, der in der Wildnis Ostafrikas auf tragische Weise ums Leben kommt. Mit Gregory Peck, Susan Hayward, Ava Gardner sowie Hildegard Knef in den Hauptrollen wurde anschließend auch die Hollywood-Verfilmung zu einem Welterfolg.
Massenandrang am „weißen Berg“
Natur pur? Ungestörte Wildnis? Freiheit und Abenteuer? Das war vielleicht noch zu Zeiten Hemingways so. Wer aber heute mit dieser Hoffnung nach Tansania oder Kenia fährt, um von dort aus den Kilimandscharo zu besteigen, wird enttäuscht. Rund 20.000 Touristen machen sich jährlich unter anderem von der knapp 350.000 Einwohner zählenden Stadt Arusha und seinem Kilimanjaro International Airport aus auf den Weg, um den berühmten Vulkanberg zu bezwingen.
Um bis auf den Gipfel, den berühmten Uhuru-Peak zu gelangen, ist kaum bergsteigerisches Talent nötig. Manche Reiseführer sprechen sogar von einem „Spaziergang in großer Höhe“. Vor allem die Hauptaufstiegsroute Marangu hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem „Trampelpfad“ für Hobbykletterer und Abenteuerlustige entwickelt.
Stand: 13.04.2006