Der Truck des IBMT wird noch oft mit seiner biologischen Fracht auf dem gut bewachten Gelände vorfahren. Doch er wird künftig auch andere Aufgaben zu erfüllen haben. Das Labor auf Rädern soll unter anderem als rollendes epidemiologisches Zentrum in Deutschland unterwegs sein. Es wird Wissenschaftlern die Möglichkeit bieten, zu untersuchen, wie sich ansteckende Krankheiten verbreiten. Das schafft die Grundlage, um besser vor dem Ausbruch etwa einer Grippe-Epidemie gewappnet zu sein und im Ernstfall wirkungsvoll vorgehen zu können. Eine kleine Flotte solcher Fahrzeuge könnte beim Beginn einer Grippewelle Impfstoffe schnell und zuverlässig überall im Land verteilen.
Damit fährt der Bio-Truck in der Spur eines ähnlichen Fahrzeugs, das die IBMT-Forscher entwickelt haben und das seit Mai 2011 in der Westkap-Region in Südafrika unterwegs ist. Dieser Lkw besitzt keine Karosserieausschübe und hat damit weniger Platz für medizinische Untersuchungen an Bord. Dafür erfüllt er noch strengere Sicherheitsanforderungen. Sie sind nötig, um eine der größten Geißeln der Menschen am Kap zu bekämpfen: Aids – eine Krankheit, an der allein in Südafrika pro Jahr über 300.000 Menschen sterben. Ärzte gelangen mit dem Truck auch in abgelegene Dörfer. Dort können sie Menschen auf HIV und andere gefährliche Erreger wie multiresistente Tuberkulose-Keime untersuchen – und behandeln.
Vorboten einer Flotte
Die beiden Trucks in Deutschland und Südafrika sind Vorboten einer ganzen Flotte von Spezialfahrzeugen, die Heiko Zimmermann und Daniel Schmitt in den nächsten Jahren aufbauen wollen. Die technischen Voraussetzungen bei der Kommunikation und Vernetzung entwickeln die Fraunhofer-Forscher gerade zusammen mit Bisehoff und Scheck sowie weiteren Partnern.
Ein wichtiges Element ist bereits nutzbar: eine App, die es ermöglicht, viele Parameter in den Trucks und ihren mobilen Labors im Auge zu behalten. So lassen sich der Füllstand der Diesel- und Wassertanks, die Temperatur sowie der Unterdruck in der Lüftungsanlage auf einem Rechner oder Smartphone anzeigen. Künftig sollen sich sogar einige Einstellungen per Fernsteuerung ändern lassen. Damit haben die Forscher im Saarland den Zustand ihrer rollenden Labors stets unter Kontrolle, egal ob diese in Münster, Kapstadt oder anderswo unterwegs sind.
Ralf Butscher (Text)/ Bernd Müller (Fotos)
Stand: 31.05.2013