Noch vor einigen Jahren völlig undenkbar, ist es jetzt in greifbare Nähe gerückt: das Klonen von Menschen. Seit Dolly arbeiten Labors rund um den Erdball fieberhaft daran, die Klontechnik weiter zu entwickeln. Immer neue Methoden und Tierarten werden getestet. Die Zahl der Klonkälber, -schweine und -schafe wächst, und ebenso die der Wissenschaftler und Biotechnologiefirmen, die in diesen zukunftsträchtigen Markt drängen.
Je weiter die Technologie voranschreitet, desto stärker rückt die Tatsache ins Bewusstsein, dass der Mensch, rein biologisch gesehen, eigentlich auch nur ein Säugetier ist. Die ehemals eherne Grenze zwischen Mensch und Tier scheint aufzuweichen. Noch vor einigen Jahren als absolutes Tabu behandelt, werden Für und Wider des menschlichen Klonens heute zunehmend öffentlich diskutiert. Noch 1997 erklärte Ian Wilmot, der Schöpfer des Klonschafs Dolly: „Es gibt keinen medizinischen Grund, warum man ein menschliches Wesen klonen sollte.“ Und auch Carl Feldbaum, Präsident des größten Biotechnologie-Industrieverbands bezog damals (noch) klar Stellung: „Ich kann mir keinen triftigen Grund vorstellen, warum diese Technik auf menschliche Wesen angewendet werden sollte.“
Der erste Menschenklon
Aber diese Zeiten sind – zumindest nach den Zeitmaßstäben der Biotechnologie – lange vorbei. Noch während Politiker, Philosophen und Juristen sich über Regelungen, Gesetze und Beschränkungen den Kopf zerbrechen, hat die Realität der Forschung die damaligen Statements längst eingeholt: Anfang 2008 verkünden Forscher der Stemagen Corporation in Kalifornien, dass sie erstmals einen menschlichen Embryo aus einer gespendeten Eizelle und der DNA aus der Hautzelle eines Erwachsenen geklont haben.
Erreicht haben sie dies mit einer Variante der „Dolly-Methode“. Dabei entfernten die Wissenschaftler zunächst den Kern von reifen Eizellen, die bei Behandlungen zur künstlichen Befruchtung übriggeblieben und von Frauen gespendet worden waren. In die entkernten Eizellen injizierten sie dann das Erbgut von adulten Hautzellen, sogenannten Fibroblasten, eines Mannes. Durch spezielle Versuchsbedingungen erreichten sie die Verschmelzung der Spender-DNA mit der Eizellhülle – ein Klon des Hautzellspenders ist im Entstehen. Tatsächlich sollen es trotz zahlreicher Fehlversuche einige dieser zusammengefügten Zellen bis zum Stadium der Blastozyste geschafft haben, dem Stadium, in dem der Zellklumpen durch Teilungen wächst und beginnt, sich zu differenzieren.