Er wurde um das Jahr 1400 in Mainz geboren und sein berühmtestes Werk ist eine Bibel: Johannes Gutenberg gilt bei Vielen noch immer als Erfinder des Buchdrucks und ist bei uns ungeheuer bekannt und populär. In einer Zuschauerwahl der besten Deutschen kam er vor einigen Jahren sogar auf Rang acht – noch vor Albert Einstein.
Dabei ist Kunst des Druckens von Büchern nicht in Deutschland entstanden, sondern erlebte in China bereits einige Jahrhunderte vor Gutenberg in der Song-Dynastie (960 bis 1279 nach Christus) eine Blütezeit. Begonnen hatte dort alles mit der Erfindung des Papiers vermutlich um das Jahr 100. Von da an gab es die Möglichkeit wichtige Ereignisse, aber auch Gesetze und Verordnungen, problemlos schriftlich festzuhalten. Doch wie konnte man diese möglichst einfach vervielfältigen, ohne sie immer wieder mühsam abschreiben zu müssen?
Abklatschen statt Drucken
In China wurde man bei der Suche nach einer Lösung für das Problem schon um 175 n. Chr. ansatzweise fündig. Wichtige Texte verewigten Schreiber zunächst in Steinplatten. Von diesem Muster erstellte man dann so genannte Abklatsche. Dabei handelte es sich um mithilfe von Tusche erzeugte Papierabdrucke, auf denen die Schriftzeichen weiß auf dunklem Untergrund zu erkennen waren.
Dieses Ur-Druckverfahren wurde anschließend stetig weiter entwickelt bis es schließlich rund fünf hundert Jahre später von einem Hochdruckverfahren, dem so genannten Holztafeldruck abgelöst wurde. Die Technik beschreibt das Team „Mainz. Gutenberg 2000“ auf seiner Internetseite so: „Jedes Zeichen wurde seitenverkehrt in einen Holzstock geschnitten, indem man alles umgebende Holz entfernte. So entstanden erhabene Linien, die entsprechend eingefärbt und auf Papier abgerieben, in positiver Gestalt den gewünschten Text abfärbten.“ Damit hatten die Chinesen eine Möglichkeit gefunden, Bücher, Gesetzestexte oder einfache Zeichnungen problemlos zu reproduzieren.
Drucken mit beweglichen Lettern
Selbst der Druck mit beweglichen Lettern war in China schon vor rund 1.000 Jahren ansatzweise bekannt. Als Pionier dieser Technik gilt Bi Sheng, der die dafür notwendigen Druckstempel aus Keramik herstellte.
„Um zu drucken, setzte er einen Eisenrahmen auf eine Eisenplatte und ordnete darin die Stempel an. War der Rahmen voll, dann ergab dies einen Druckstock, den er dann erhitzte, bis die Paste [an der Rückseite der Lettern] zu schmelzen begann. Mit einem Brett, das er an die Vorderseite drückte, ebnete er die Oberfläche des Druckstocks, damit sie glatt wurde wie geschliffen,“ beschreibt Tsuen-Hsuin Tsien in Joseph Needhams Buch „Science and Civilisation in China“, die erstmals von Sheng verwendete Technik.
Vermutlich aufgrund der Vielzahl der chinesischen Schriftzeichen blieb dieses Verfahren im Reich der Mitte jedoch ein Nischenprodukt. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich auch hier der Druck mit beweglichen Lettern endgültig durch.
Gutenbergs Leistung
Buchdruck? Wurde in China erfunden. Der Druck mit beweglichen Lettern? Vermutlich ebenfalls. Warum aber ist dann der Deutsche Gutenberg noch immer in aller Munde, wenn es um das die Druckkunst geht? „Schreibtechniken zu beherrschen – das war vor Gutenberg ein exklusives und überaus teures Handwerk. Nur die wenigsten konnten lesen und schreiben, geschweige denn die wertvollen, weil einzeln kopierten Handschriften kaufen. Gutenbergs Erfindung des Setzkastens und des Druckstocks hat dieses tradierte Kunsthandwerk demokratisiert. Übrigens ohne dies ausdrücklich zu wollen“, erklärt Jochen Hörisch, Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim in der Zeitung Rheinpfalz.
Und weiter: „Gutenbergs Ziel war es vielmehr, besonders schöne Abschriften zu garantieren, also die schönsten Kopistenleistungen zu überbieten. Eine unscheinbare Erfindung mit gewaltigen Wirkungen. Um zu pointieren: ohne Gutenberg keine Reformation, keine Schulpflicht, keine Goethe-Ausgaben, keine Aufklärung, kein Quelle-Katalog und keine Zeitungen – nicht auszudenken!“
Stand: 15.08.2008