April 2008 in Deutschland: „Ich hab den Weltuntergang ausgerechnet!“ Dieser Titel springt den Lesern der deutschen Bildzeitung am Morgen des 13. April in die Augen. „…Und die NASA hat gesagt ich habe recht“, legt das nur bedingt für wissenschaftliche Publikationen bekannte Blatt in der Unterzeile nach. Worum geht es? Wieder einmal um den „Killerasteroid“ Apophis.
Die „sensationelle“ Story…
Der 13jährige Schüler Nico Marquardt, so berichtet die Zeitung, habe die Einschlagswahrscheinlichkeit des Asteroiden neu berechnet. Demnach könnte dieser bei seinem Vorbeiflug im April 2029 mit einem der rund 40.000 Satelliten in der Erdumlaufbahn zusammenstoßen. Abgelenkt durch diese Kollision, hätte Apophis im Jahr 2036 ein Trefferrisiko von 1:450 – und damit deutlich höher als bisher von der NASA errechnet.
Zustande gekommen seien die Berechnungen mit Hilfe sowohl von einem Astronomen der Universität Potsdam als auch von einem Satellitenexperten der ESA. Die NASA habe über den Umweg der ESA ausrichten lassen, er habe recht. Dem Wettbewerb „Jugend forscht“ ist das Projekt des Schülers einen Sonderpreis wert. Und für die Medien ist es ein gefundenes Fressen. „Schüler blamiert NASA“ – mit diesem Tenor machen der Berliner Tagesspiegel und die Fernsehsender N24 und Sat1 mit der Geschichte groß auf. Die Bildzeitung zitiert den Siebtklässler „Der Asteroid hat mir keine Ruhe gelassen. Ich wollte wissen, wie es wirklich ist.“
…und die Wirklichkeit
Wirklich ist an dieser Geschichte allerdings kaum etwas. Außer vielleicht der Tatsache, dass Apophis am 13. April 2029 der Erde so nahe kommt, dass er dabei noch unterhalb der Bahnen der geostationären Satelliten fliegt. Damit hat es sich dann aber auch schon. Denn weder sind die Berechnungen des Schülers korrekt wiedergegeben, noch stimmt das angebliche „Düpieren“ der NASA durch Marquardt.