Einen entscheidenden Einfluss hatten und haben die ODP-Ergebnisse auch auf die Klimaforschung und die heutige Sicht der Klimageschichte der Erde.
Regelmäßige Klimaschwankungen…
Untersuchungen von Tiefseesedimenten zeigen, das die Klimageschichte der Erde von zahlreichen Wechseln zwischen kalten eiszeitlichen Perioden und wärmeren Temperaturen geprägt ist. Die Umschwünge ereigneten sich dabei oft in erstaunlich regelmäßigen, fast schon vorhersagbaren Abständen. Um herauszufinden, welcher Prozess diesem regelmäßigen Wiederkehren von Klimaumschwüngen zugrunde liegen könnte, analysierten Geowissenschaftler Bohrkerne aus dem „Deep Sea Drilling Projekt“, dem Vorläufer des ODP.
BohrkerneBesonderen Augenmerk erhielten dabei Schichtungen aus der Kreidezeit, einer tropisch warmen Periode vor 84 bis 65 Millionen Jahren. Die Forscher wollten wissen, ob auch in dieser scheinbar stabilen Phase Schwankungen des Klimas aufgetreten sind. Die Sedimentkerne enthüllten sehr schnell, dass auch innerhalb der Kreidezeit die Produktivität von Mikroorganismen periodisch in einem Zyklus von rund 23.000 Jahren zu- und abnahm. Statistische Analysen ergaben, dass diese Zeitperiode ziemlich genau mit der Präzession der Erdachse, winzigen Veränderungen des irdischen Rotationsverhaltens übereinstimmte. Damit war erstmals eine Verbindung zwischen Klimaveränderungen und einer kosmischen Ursache hergestellt.
Sie zeigte, dass auch ohne den großen Einfluss der heute existierenden Eisflächen schon kleinste Veränderungen in der Sonneneinstrahlung das irdische Klima beeinflussen können. Inzwischen sind diese Korrelationen über Zeiträume von mehr als 20 Millionen Jahren hinweg beobachtet worden und zeigten sich auch in Bohrkernen weit voneinander entfernter Probenstellen. Heute helfen sie wegen ihrer Regelmäßigkeit den Geologen sogar teilweise bei der Datierung von Proben.
…und das Auf und Ab der Meeresspiegel
Schon seit langem zeigen geologische Untersuchungen, dass sich im Verlauf der Erdgeschichte die Küstenlinien der Meere mehrfach verschoben haben. Steigende oder fallende Wasserspiegel haben nicht nur die Uferregionen der Meere, sondern auch die chemische und ökologische Balance des Meeres und das globale Klima entscheidend beeinflusst. Die in den bisherigen Untersuchungen gesammelten Daten konnten jedoch nicht eindeutig klären, ob diese Meeresspiegelschwankungen weltweit synchron abliefen, oder aber als Resultat von lokalen Prozessen regional zu unterschiedlichen Zeiten auftraten.
Bohrungen des ODP in den Jahren 1993 und 1997 vor New Jersey haben gezeigt, dass es auffallende Übereinstimmungen zwischen Zeitperioden mit keiner oder wenig Sedimentablagerung, wie sie durch Trockenfallen des entsprechenden Gebietes entstehen, und den in Sauerstoffisotopenmessungen identifizierten Zeiten von zunehmender Vereisung gibt. Eine von der Vereisung ausgelöste, globale Veränderung der Meeresspiegel liegt daher nahe. Eine Linie von Bohrungen entlang des gesamten Schelfs im Laufe mehrerer Bohrfahrten soll diese ersten Hinweise bestätigen.
Stand: 14.09.2001