Ölpreisschock, Benzinmangel und autofreie Sonntage sorgten im November und Dezember 1973 dafür, dass Fußgänger gefahrlos über die Autobahn marschieren konnten oder kreative Erfinder die einfallsreichsten Gefährte ohne Treibstoff entwickelten. Den verantwortlichen Politikern und den Menschen im Lande wurde aber auch überdeutlich vor Augen geführt, wie abhängig Deutschland von den Rohölimporten und damit vor allem vom Gutdünken der Scheichs in den erdölexportierenden Ländern im Nahen und Mittleren Osten waren.
Wie immer in solchen Situationen brach in der damaligen Bundeshauptsstadt Bonn und speziell im Parlament hektische Betriebsamkeit aus. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, begannen die Politiker über Strategien zur Lösung des Problems nachzudenken. Die zentrale Frage lautete damals: Gab es Möglichkeiten, in Bezug auf Benzin und Strom autarker zu werden? Doch guter Rat war zunächst einmal teuer. Die bekannten Erdölvorkommen in Niedersachsen waren bereits weitgehend ausgebeutet oder zu unergiebig und zu teuer bei der Erschließung.
Endlich erinnerte man sich an die Prognosen von Rohstoffexperten, die der Nordsee eine goldene Zukunft als sprudelnde Erdölquelle vorausgesagten. Auch innerhalb der deutschen Hoheitsgewässer, so die Geowissenschaftler, könnten ergiebige Ölfelder verborgen sein. Und sie behielten Recht.
Ausbeutung mit Hindernissen
Nur 7,5 Kilometer von der Nordseeküste entfernt inmitten des Wattenmeeres entdeckten große Ölkonzerne schließlich eine Lagerstätte, die von ihrer Größe her selbst international einigermaßen mithalten konnte. Diese Schlussfolgerung ließen jedenfalls die Probebohrungen zu, die Anfang der 1980er Jahre im Bereich der Sandbank Mittelplate durchgeführt wurden. In zwei- bis dreitausend Meter Tiefe fand das aus den Firmen RWE Dea und Winterschall gebildete Mittelplate-Konsortium in porösen Dogger-Sandsteinschichten tatsächlich reichlich „Schwarzes Gold“.
Nach einigen Machbarkeitsstudien und weiteren Probebohrungen, die Millionen von Euro kosteten, stand fest: Mindestens 57 bis 100 Millionen Tonnen Erdöl warteten rund um die Mittelplate im Meeresboden auf ihre Erschließung.
Den Rohstoff Erdöl an der Mittelplate sprudeln zu lassen, stellte sich jedoch aufgrund der geologischen Situation vor Ort als schwieriger heraus als zunächst gehofft. Größere Teile des Erdölfeldes ließen sich selbst vom optimalen Standort für die geplante Offshore-Bohranlage aus nicht erreichen. Neue Techniken und Ideen waren deshalb gefragt.
Herausgekommen ist am Ende ein weltweit einzigartiges Konzept, das auf zwei Beinen steht: eine Förderinsel Offshore und eine Station Onshore, die die Lagerstätte, zusätzlich vom Land aus anzapft.
Stand: 24.06.2005