Wie ihr Leben ist auch der Tod der Kleopatra legendär und geheimnisumwittert. Denn wie die ägyptische Königin und ihr römischer Geliebter Antonius starben, ist bis heute strittig. Doch der frühe, tragische Tod der beiden wird schon früh Stoff für Mythen und unzählige literarische Werke.
Antonius‘ Sturz ins Schwert
Klar ist, dass Kleopatra und Antonius im August des Jahres 30 vor Christus sterben – und bei beiden ist es kein natürlicher Tod. Stattdessen gilt Antonius‘ Gegenspieler Octavian als direkter oder indirekter Täter. Als erster stirbt Antonius: Dem römischen Geschichtsschreiber Suetonius nach soll Octavian den besiegten Antonius zum Selbstmord durch das Schwert gezwungen haben. Plutarch berichtet dagegen, dass sich Antonius freiwillig in sein Schwert stürzt, nachdem er eine gefälschte Nachricht vom Tod Kleopatras erhalten hat.
Der Überlieferung nach wird der schwer verletzte Antonius sterbend zu Kleopatra gebracht und stirbt in ihren Armen. Zu diesem Zeitpunkt soll sich Kleopatra mitsamt ihrer Schätze in ihrem Mausoleum verschanzt haben. So will sie Octavian daran hindern, sie gefangen zu nehmen und in einem Triumphzug in Rom vorzuführen. Dieses demütigenden Schauspiel hat Kleopatra schon in ihrer Zeit mit Caesar in Rom gesehen und will es um jeden Preis vermeiden.
Nach Verhandlungen mit Octavian verlässt Kleopatra zunächst das Mausoleum wieder und darf eine prachtvolle Bestattung ihres Geliebten ausrichten. Nach ägyptischem Brauch lässt sie ihn einbalsamieren, bevor sie unter Bewachung in den Königspalast eskortiert und unter Arrest gestellt wird. Durch scheinbares Eingehen auf Octavians Forderungen kann Kleopatra ihn dazu überreden, ein letztes Mal das Mausoleum mit dem Grab des Antonius besuchen zu dürfen.
Kleopatra und die Giftschlange
Was nun geschieht, ist der Stoff für Legenden und Gegenstand unzähliger Kunstwerke: Im Mausoleum stirbt die erst 39-jährige Kleopatra, doch ob durch Selbstmord oder Mord ist unklar. Der Geschichtsschreiber Plutarch zitiert Quellen, nach denen Kleopatra eine Giftschlange – eine Aspisviper oder Ägyptische Kobra – in einem Korb mit Feigen ins Mausoleum schmuggeln ließ. Dort setzte sie sich diese Schlange an die Brust und ließ sich von ihr einen tödlichen Biss geben.
In der „römischen Geschichte“ von Cassius Dio wird erwähnt, dass Kleopatra sich zudem die Haut mit einer Haarnadel aufritzte, um dem Gift besseren Zugang zu gewähren. Allerdings betonen sowohl Plutarch als auch Dio schon damals, dass die genauen Umstände des Todes von Kleopatra rätselhaft sind. Beide berichten aber, dass Kleopatra direkt vor ihrem Tod eine Art Abschiedsbrief schrieb und per Bote zu Octavian bringen ließ – woraufhin dieser sofort Männer zum Mausoleum schickte, die Tür aufbrechen ließ, aber nur noch eine sterbende oder schon tote Königin vorfand.
Oder war es doch ein Gifttrank?
Allerdings haben auch Historiker der Gegenwart an diesem Szenario eines Selbstmords durch Schlangengift erhebliche Zweifel. So ist das Gift der Aspisviper zwar giftig, aber längst nicht immer tödlich für einen Menschen. Das Gift der Kobra ist dagegen zwar potent genug, aber auch nach einem solchen Biss hätte es mehrere Stunden gedauert, bis Kleopatra an dem Toxin gestorben wäre. Zudem war eine Kobra mit bis zu zwei Metern Länge wohl kaum klein genug, um unerkannt in einem Korb mit Feigen ins streng bewachte Mausoleum geschmuggelt zu werden, so die Argumentation.
Merkwürdig auch: Der Überlieferung nach starben mit Kleopatra auch zwei ihrer Dienerinnen. Sie sollen zu Füßen ihrer Königin liegend gefunden worden sein. Einige Forscher halten es deswegen für wahrscheinlicher, dass Kleopatra durch einen Gifttrank zu Tode kam. „Der Tod mit Pflanzengiften ist ein sicherer Tod und oft auch schneller“, erklärt der Historiker und Kleopatra-Experte Christoph Schäfer von der Universität Trier.
Allerdings kann es, beispielsweise bei Schierling, auch ein fürchterlicher Tod sein, weil man bei vollem Bewusstsein an Atemlähmung stirbt. Schäfer und der Toxikologe Dietrich Mebs vermuten daher, dass Kleopatra einen Giftcocktail zu sich nahm, in dem zunächst Opium für Beruhigung und Betäubung sorgte und Schierling dann den Tod brachte. „Dann wäre es ein schöner Tod für Kleopatra gewesen“, so Schäfer in einer Sendung des BR.
Eher Selbstmord als Mord
Die Schlange könnte aber dennoch eine im religiösen Sinn wichtige Rolle gespielt haben – möglicherweise inszenierte Kleopatra sogar ihren Tod bewusst als Schlangenbiss: „Kleopatra war eine Inkarnation der Isis und auch die Uräusschlange galt als eine weitere Inkarnation der Isis“, erklärt er. „Wenn nun eine Inkarnation der Isis die andere vom Leben zum Tod befördert, ist dies eine direkte Inkarnation der Götter.“
Aus diesem Grund hält es Schäfer auch für sehr wahrscheinlich, dass Kleopatras Tod ein Selbstmord war – und nicht ein Mord durch Octavian, wie einige Forscher postulieren. Zudem habe Octavian mehr Interesse daran gehabt, Kleopatra am Leben zu halten: „Es wäre für ihn hochattraktiv gewesen, Kleopatra als Gefangene vorzuführen“, sagt Schäfer. Denn sie wurde von ihm zur Hauptschuldigen des römischen Bürgerkriegs erklärt und der Sieg über Kleopatra entsprechend propagandistisch ausgeschlachtet.
Noch rätselhafter als der Tod der Kleopatra ist allerdings die Frage, wo sie bestattet liegt.