Längst nicht alle Sonnenobservatorien sind Satelliten, die jahrelang im Orbit oder am Lagrange-Punkt kreisen. Erst vor wenigen Tagen ist eine Sonnenforschungs-Mission der ultrakurzen Art gestartet: die EUNIS-Mission. Sie besteht im Prinzip nur aus einer mit Instrumente bestückten Rakete, die einmal in 320 Kilometer Höhe fliegt und dann wieder in die Atmosphäre eintaucht. Nur rund sechs Minuten dauert dabei die Messphase der Mission.
„Sechs Minuten klingt nicht viel“, erklärt Douglas Rabin vom Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt. „Aber mit einer Aufnahme alle 1,2 Sekunden bekommen wir eine sehr gute zeitliche Auflösung und eine Menge Daten.“ Damit lassen sich sehr gut feinste Details von dynamischen Ereignissen auf der Sonne erfassen, die nur rund zwei bis drei Minuten dauern.
Ziel ist es dabei unter anderem, den Prozessen auf den Grund zu gehen, die erklären können, was genau die solaren Ausbrüche auslöst und wie sie sich vorhersagen lassen könnten. Aber auch die Frage, warum beispielsweise die Korona, die äußere Atmosphäre der Sonne so viel heißer ist als ihre Oberfläche und was den Sonnenwind antreibt, wollen die Wissenschaftler mit Hilfe der EUNIS-Daten klären helfen.
Spektraler Fingerabdruck im extremen Ultraviolett
Bei ihrem kurzen Flug richtet EUNIS ein extrem sensibles Spektrometer auf die Sonne. Dieses bildet das von unserem Stern ausgehende Licht im Bereich der extremen Ultraviolett-Wellenlängen ab und analysiert seine spektrale Zusammensetzung. Dieser Bereich der elektromagnetischen Strahlung ist deshalb so interessant, weil auch das solare Plasma im Bereich zwischen Oberfläche und Korona Licht dieser Wellenlänge abgibt. Da jedes Element abhängig von seiner Temperatur im Lichtspektrum eine bestimmte Signatur in Form einer Linie hinterlässt, verraten die von EUNIS eingefangenen Spektren wie eine Art Fingerabdruck den momentanen Zustand des Beobachtungsgebiets.
Jeder Schnappschuss von EUNIS stammt dabei aus einem langen, schmalen Streifen, der sich über rund ein Drittel der sichtbaren Sonnenseite zieht – rund 350.000 Kilometer weit. „Indem wir einen kleinen Ausschnitt der Sonne in so schneller Folge anschauen, können wir die Veränderungen und Strömungen auf ihrer Oberfläche sehr direkt beobachten und verfolgen“, erklärt Adrian Daw, NASA-Forscher am EUNIS-Projekt.
Dass EUNIS auf ihrem kurzen Flug ausgerechnet einen solaren Ausbruch vor die Linsen bekommt, ist allerdings unwahrscheinlich. Aber da sich das solare Maximum nähert – egal ob nun als schwacher Zweitpeak oder schwacher Einzelgipfel – hoffen die EUNIS-Forscher auf einiges an Aktivität. Bis sie ihre Daten ausgewertet haben, wird es aber noch eine Weile dauern.
Nadja Podbregar
Stand: 26.04.2013