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Sechsbeinige Fitmacher

Wie gesund ist die Insektenkost?

Auch wenn es manchem beim Gedanken an Käfersuppe oder gegrillte Grashüpfer ekelt – ungesund sind Insekten als Nahrung nicht. Eher im Gegenteil. Denn sie enthalten mindestens genauso viele gesunde Bestandteile wie andere tierische Nahrung und meist sogar mehr davon.

Gerade Larven und Puppen enthalten oft besonders viel Proteine - hier geröstete Spinner-Puppen in China. © Steven G. Johnson/ CC-by-sa 3.0

So viel Eiweiß wie ein Steak

So enthalten Insekten meist viel hochwertiges tierisches Eiweiß. „In der Summe ist die Proteinqualität von Insekten nach den aktuellen Veröffentlichungen vergleichbar mit der von Rindfleisch und damit deutlich höher als die von pflanzlichem Eiweiß“, erklärt Lebensmittel-Experte Guido Ritter von der Universität Münster. Nach Angaben der FAO liegen die Proteingehalte bei manchen Arten sogar über 60 Prozent. In einigen afrikanischen Regionen decken Insekten dadurch immerhin fünf bis zehn Prozent des gesamten Proteinbedarfs der Bevölkerung.

Hinzu kommt, dass viele Insekten viel von den Aminosäuren Tryptophan und Lysin enthalten. Vor allem dort, wo die Menschen sich vorwiegend von Mais ernähren, wie im Kongo, in Kenia und anderen afrikanischen Ländern, haben sie oft ein Defizit an diesen lebenswichtigen Aminosäuren. Eine Ergänzung des Speiseplans durch Termiten oder Palmkäferlarven hilft, diese Mangelernährung zu beheben.

Wertvolle Omega-3-Fettsäuren

Auch beim Fett sieht die Bilanz für die Insektenkost ziemlich gut aus: Die meisten Arten sind ziemlich nahrhaft, besonders Larven und Raupen, Zudem enthalten sie viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie die Omgea-3-Fettsäure Linolensäure und Linolsäure. „Diese beiden essenziellen Fettsäuren sind vor allem für die gesunde Entwicklung von Säuglingen und Kindern wichtig“, schreibt die FAO. Gerade in Entwicklungsländern, in denen es kaum Fisch gibt, könnten Insekten dazu beitragen, die Versorgung mit diesen wichtigen Nährstoffen zu gewährleisten.

Die in Südafrika gegessene Mopane-Raupe (Gonimbrasia belina) enthält besonders viel Eisen © Arne Larsen / gemeinfrei

Insekten sind zudem reich an Spurenelementen und Ballaststoffe. So enthalten beispielsweise Grillen oder Palmrüsselkäfer doppelt so viel Zink wie ein vergleichbar schweres Stück Steak. Die in Südafrika gerne gegessene Mopane-Raupe enthält besonders viel Eisen. Auch hier könnten Insekten helfen, Mangelerscheinungen zu vermeiden. Denn nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden in den Entwicklungsländern jede zweite schwangere Frau und 40 Prozent aller Vorschulkinder unter einer durch Eisenmangel verursachten Anämie.

Was ist mit der Übertragung von Krankheiten?

Aber was ist mit der Hygiene? Immerhin ernähren sich viele Insekten von Abfällen oder sogar Kot – nicht gerade appetitlich. Wie groß ist das Risiko, dass wir uns beim Verzehr der Insekten Krankheiten einfangen? Theoretisch ist es tatsächlich möglich, dass Insektenkost Krankheitserreger oder Parasiten auf den Menschen überträgt – ähnlich wie bei Rind, Schwein und Co auch.

Laut FAO gibt es aber derzeit keine bekannten Fälle solcher Übertragungen. „Weil Insekten stammesgeschichtlich viel weiter vom Menschen entfernt sind als konventionelle Nutztiere, ist das Risiko für zoonotische Infektionen eher gering“, heißt es in ihrem Report. Welche Erreger oder Parasiten doch übertragen werden könnten, muss allerdings noch genauer untersucht werden.

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Nadja Podbregar
Stand: 26.06.2015

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