Kennen Sie Praseodym, Dysprosium und Yttrium? Oder Gadolinium, Lanthan und Promethium? Nein? Kein Problem, denn Sie stehen mit Ihrer Unwissenheit sicher nicht alleine da. Denn außer unter Chemikern, Geowissenschaftlern und einigen Industrieexperten waren alle diese chemischen Elemente noch vor wenigen Jahren so gut wie unbekannt – dabei wurden die meisten bereits im 18. und 19. Jahrhundert von Forschern wie Carl Auer von Welsbach oder Carl Axel Arrhenius entdeckt.
Garanten der modernen Hightech-Welt
Heute dagegen sind diese Elemente in aller Munde. Wenn auch weniger unter ihren eher kryptischen Einzelnamen als unter der Sammelbezeichnung „Seltene Erden“. Denn egal ob Plasmafernseher, Laser, Rußpartikelfilter oder „smarte“ Bomben: Kaum ein modernes Hightech-Produkt kommt mittlerweile noch ohne Seltene Erden aus.
Mal werden nur winzige Mengen von einem der Elemente benötigt, dann wieder einige Kilogramm – zum Beispiel bei Hybrid-Autos – oder wie bei Windrädern gleich mehrere Tonnen. Klar jedoch ist: Ganz ohne diese Rohstoffe gäbe es viele wichtige Katalysatoren, Magnete, Polituren, Keramiken, Leuchtmittel oder Legierungen nicht.
Seltene Erden: Ein Begriff als Mogelpackung
Doch was sind Seltene Erden eigentlich genau? Und wo werden sie abgebaut? Wenn man versucht eine Antwort auf diese Fragen zu geben wird schnell deutlich, dass die Bezeichnung Seltene Erden eigentlich eine „Mogelpackung“ ist. Denn dabei handelt es sich weder um Raritäten – Edelmetalle wie Gold und Silber sind in der Erdkruste viel seltener zu finden –, noch geht es um verschiedene Varianten von Erde.
„Die Bezeichnung Seltene Erden ist eigentlich missverständlich, denn sie stammt noch aus der Zeit der Entdeckung dieser Elemente. Sie beruht auf der Tatsache, dass sie zuerst in seltenen Mineralien gefunden und aus diesen in Form ihrer Oxide (früher ‚Erden‘) isoliert wurden“, erklärt das Fachportal Rohstoffwelt auf seiner Website.
17 unterschiedliche Metalle
Insgesamt gehören zur Gruppe der Seltenen Erden insgesamt 17 unterschiedliche Metalle, die in der Regel gemeinsam in Erz-Lagerstätten weltweit vorkommen. Geowissenschaftler unterscheiden dabei zwischen so genannten leichten Seltenen Erden wie Cer, Lanthan, Neodym oder Praseodym und schweren Seltenen Erden. Dazu gehören unter anderem Yttrium, Terbium, Dysprosium oder Europium. Während erstere meist in großen Mengen in den Lagerstätten existieren, sind die schweren Seltenen Erden oft nur in minimalen Konzentrationen darin zu finden.
Hinzu kommt, dass in Erzen wie Monazit und Bastnäsit neben den Seltenen Erden in der Regel auch radioaktive Elemente wie Uran und Thorium auftreten. Dieser ebenso vielseitige wie begehrte und brisante „Rohstoff-Mix“ kann in der Regel nur zusammen abgebaut werden. Waren die Seltenen Erden früher häufig nur ein Abfallprodukt bei der Förderung von Eisen oder anderen Metallen, haben sie diesen Rohstoffen mittlerweile längst den Rang abgelaufen.
„Chinesische Ära“
Weltweit führend bei der Förderung und dem Export der Seltenen Erden ist seit einiger Zeit China. Rund 97 Prozent der Rohstoffe werden derzeit im Reich der Mitte gewonnen, der „mickrige“ Rest stammt laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) aus Russland, den USA und Indien. Doch diese „chinesische Ära“ dauert noch gar nicht so lange. Eingeläutet wurde sie erst Mitte der 1990er Jahre…
Dieter Lohmann
Stand: 13.05.2011