Nitrat ist nicht der einzige Stoff, der das Grundwasser verunreinigen kann. Auch Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle oder Industriechemikalien können in den Boden einsickern und bis in die Aquifere gelangen.
Pestizid-Rückstände im Grundwasser
Finden sich Pestizide im Grundwasser, stammen sie meist aus der Landwirtschaft, aber auch dem privaten und öffentlichen Bereich, wie zum Beispiel Gärten, Grünanlagen, Sportplätzen und Gleisanlagen. Eine Studie des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ermittelte im Jahr 2015 die Belastung des Grundwassers mit Pestiziden in Niedersachsen. Das Ergebnis: An 45 Prozent der Grundwassermessstellen in Niedersachsen wurden Rückstände von Pestiziden nachgewiesen. An zehn Messstellen wurden die zulässigen Grenzwerte für solche Wirkstoffe sogar überschritten.
Ähnliches gilt auch für das Grundwasser bundesweit, wie Auswertungen des Umweltbundesamts belegen. Demnach überschritten in der Zeit von 2009 bis 2012 noch immer 4,6 Prozent der 13.400 untersuchten Messstellen im oberflächennahen Grundwasser den Grenzwert von 0,1 Mikrogramm Pestizid pro Liter. Bei vielen Pestizidwirkstoffen sind die Konzentrationen im Grundwasser zudem seit 2008 fast unverändert geblieben.
Gift aus Industrie und Altlasten
Daneben gibt es aber auch Grundwasser-Einträge, die aus alten Industriegebieten, Deponien oder Altlastflächen stammen. Häufig findet man je nach früherer Nutzung Verunreinigungen durch Lösemittel, Kraftstoffe, Schwermetalle und vieles mehr. So sickerten aus einer alten, undichten Giftschlamm-Grube in Sachsen-Anhalt unter anderem die Schwermetalle Radium und Quecksilber ins Grundwasser, wie Tests 2016 enthüllten.
Undichte Kanalsysteme können aber ebenfalls zu einer Verunreinigung des Grundwassers mit Schadstoffen führen. Dazu gehören unter anderem Sulfat und Chlorid. Letztere können entlang von Straßen allerdings auch auf den Einsatz von Streusalz zurückgeführt werden. In Küstenregionen sind sie oft ein Hinweis auf den Zustrom von Meer- oder salzhaltigen Tiefenwässern. Dazu kann es zum Beispiel dann kommen, wenn die verfügbaren Grundwasservorräte zu stark genutzt werden und dadurch angrenzendes Salzwasser in die Brunnen gezogen wird.
Anhaltende Nachwirkung
Das Tückische dabei: Weil sich Grundwasser nur langsam bildet und bewegt, wirken sich Schadstoffeinträge oft erst mit Verzögerung aus. Verschmutzungen, die vor mehreren Jahrzehnten erfolgten – sei es durch die Landwirtschaft, Industrie oder andere menschliche Tätigkeiten –, können dadurch noch heute und teilweise auch noch über mehrere Generationen die Grundwasserqualität gefährden. Verschmutzungen zu vermeiden hat folglich für den Schutz unseres Grundwassers eine elementare Bedeutung.
Rüdiger Wolter / CC-by-nc-nd 3.0
Stand: 05.10.2018