Ob das warme Meerwasser bereits bis zum das Filchner-Ronne-Schelfeis vordringt, überprüfen die Wissenschaftler derzeit auf mehreren Polarstern-Expeditionen in das Weddellmeer und mit Messketten, die sie in und unter dem Eis platziert haben. Um die Geräte unter das Schelfeis zu bekommen, haben Tore Hattermann und sein deutsch-britisches Team im Zuge zweier Sommerexpeditionen sieben Löcher durch das bis zu 900 Meter dicke Eis gebohrt.
E-Mails von den Sensoren
„Drei Bohrlöcher befinden sich im Norden, rund 60 Kilometer hinter der Kalbungsfront des Schelfeises, vier weitere rund 200 Kilometer weiter südlich“, erzählt Hattermann. An allen Messstellen dokumentieren nun Termistorketten direkt im Schelfeis, wie kalt das Eis in seinen verschiedenen Schichten ist. Im Wasser darunter messen Sensoren in verschiedenen Tiefen die Temperatur, den Salzgehalt, die Strömungsgeschwindigkeit und -richtung der Wassermassen.
Die Messdaten vom Filchner-Ronne-Schelfeis werden nachts via Satellit an Tore Hattermann geschickt. „Ich erhalte an jedem Morgen 28 E-Mails vom Filchner-Schelfeis. Im Anhang befinden sich die Daten“, erzählt der 33-Jährige. Die einfache Datenübertragung täuscht darüber hinweg, welche logistische Meisterleistung vollbracht wurde, bis alle Messgeräte installiert waren.
Eine logistische Meisterleistung
„Für unsere Heißwasserbohrungen benötigten wir 13 Tonnen Ausrüstung, deren Einzelteile über mehrere Sommer hinweg mit dem Eisbrecher Polarstern und anderen Schiffen zum Schelfeis gebracht wurden. Hinzukommt der gesamte Treibstoff für die Twin Otter-Flüge, die Schneemobile und die Generatoren“, sagt Tore Hattermann. Die AWI-Glaziologen haben zudem auf langen Traversen seismische Messungen durchgeführt, um die Topografie des Meeresbodens unter dem Schelfeis zu untersuchen. Auch sie war bisher unbekannt.
Zeitgleich zu den Bohrarbeiten auf dem Eis untersuchten die AWI-Ozeanographen Michael Schröder und Svenja Ryan von Bord des Forschungseisbrechers Polarstern die Strömungsverhältnisse im östlichen Weddellmeer – etwa 250 Kilometer vor der Eisfläche. Dort, am Auslauf des Filchner-Trogs, einem tiefen Graben, installierten die Wissenschaftler drei Messgeräteketten, die an 365 Tagen pro Jahr dokumentieren, ob es den 0,8 Grad Celsius warmen Wassermassen aus dem Weddellwirbel bereits gelingt, auf die Kontinentalplatte zu klettern und in den Filchner-Trog einzudringen.
Sina Löschke / AWI Klimamagazin
Stand: 09.03.2018