Europa gehörte in Bezug auf Emerging Diseases lange zu den eher sicheren Regionen: Viele Tropenkrankheiten kommen bei uns nicht vor, neue Viren oder Bakterien tauchen nur selten auf. Meist treffen Epidemien uns Europäer erst, wenn sie von Reisenden aus anderen Regionen eingeschleppt werden.
Neue Gefahr durch Mücken und Zecken
Doch das könnte sich in Zukunft ändern. Denn mit dem Klimawandel etablieren sich auch bei uns in Deutschland zunehmend Tierarten, die effektive Überträger von Krankheiten sind. Als Folge wächst bei uns die Gefahr, mit bisher hier nicht vorkommenden Infektionskrankheiten angesteckt zu werden. So kommen inzwischen die Tigermücke und die Asiatische Buschmücke bei uns vor. Im Gegensatz zu unserer heimischen Stechmücke sind beide effektive Vektoren für gleich mehrere krankmachende Viren, darunter das Zika-Virus, Dengue und Chikungunya.
Ein weiteres Beispiel ist eine 2016 in Österreich entdeckte Mischform zweier heimischer Stechmücken-Subtypen. Weil diese sowohl an Vögeln als auch am Menschen Blut saugen, können sie Zoonosen wie das West-Nil-Virus auf uns übertragen – eine Emerging Disease, die vor kurzem erstmals auch bei einem Vogel in Deutschland nachgewiesen wurde.
Neue potenzielle „Gefährder“ sind auch Zeckenarten, die ursprünglich nur in südlicheren Gefilden vorkamen, sich jetzt aber wegen der milderen Winter auch bei uns etablieren. Im Sommer 2018 wiesen Epidemiologen erstmals Hyalomma-Zecken in Deutschland nach – und eine davon trug den Erreger des Fleckfiebers in sich. Bei einem aus Afrika heimkehrenden Zugvogel haben Forscher kürzlich das Alkhurma-Virus entdeckt – den Erreger eines 1995 in Saudi-Arabien erstmals aufgetretenen hämorrhagischen Fiebers. Dieses Virus führt in rund einem Viertel der Fälle zum Tode – und wird von Hyalomma-Zecken übertragen.