Viele Pflanzen und Tiere sterben ohne erkennbare Alterung kurz nach erfolgreicher Fortpflanzung. Auch das spricht dafür, dass es einen biologischen Taktgeber gibt und dass die Lebenszeitbegrenzung genetisch festgelegt ist.
Tod nach dem Sex
Dieser „programmierte Tod“ – auf Zellniveau Apoptose genannt – geht so weit, dass viele Insekten als erwachsene, geschlechtsreife Organismen keine Verdauungsorgane mehr haben. Der Sinn ihres letzten Lebensstadiums dient allein der Weitergabe ihrer Gene. Das bekannteste Beispiel ist die Eintagsfliege, die als adultes Insekt nur einen Tag zum Zwecke der Fortpflanzung lebt.
Aber auch Verwandte der Säugetiere zeigen diese Eigenschaft: Männchen der Breitfuß-Beutelmäuse sterben kurz nach erfolgreicher Paarung im Alter von maximal elf bis zwölf Monaten. Weibchen können dagegen über drei Jahre alt werden.
Die Hayflick-Grenze
Auch die Entdeckung des amerikanischen Gerontologen Leonhard Hayflick spricht dafür, dass die Lebensspanne genetisch festgelegt ist. Er widerlegte als Post-Doktorand die Behauptung des französischen Nobelpreisträgers Alexis Carrel, dass sich Zellen von Wirbeltieren in Kultur unbegrenzt teilen können und damit unsterblich sind. Carrel, ein Chirurg und Biologe, hatte unter anderem Zellen von Kükenherzen kultiviert. Als sie nach 24 Jahren noch immer schlugen, obwohl Hühner nur sieben bis zehn Jahre leben, folgerte er 1908: „Man kann sagen, dass die Zellen unsterblich sind.“
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Hayflick konnte allerdings 1961 zeigen, dass Carrel mit der Nährlösung immer wieder junge, noch teilungsfähige Zellen in die Kultur gebracht hatte. Er schloss dies durch eine veränderte Versuchsanordnung aus und fand heraus, dass alle Zellen nur zu einer begrenzten Anzahl von Zellteilungen fähig sind, bevor der programmierte Zelltod (Apoptose) eintritt.
Die Zahl an natürlichen Teilungen (Hayflick-Zahl) variiert dabei von Spezies zu Spezies. Beim Menschen sind es rund 50. Nur die Teilungsfähigkeit der Stammzellen unterliegt nicht der Hayflick-Grenze. Dies gilt auch für entdifferenzierte Tumorzellen. Deshalb können sie sich unkontrolliert teilen und vermehren.
Prof. Dr. Roland Prinzinger, Universität Frankfurt / Forschung Frankfurt
Stand: 18.05.2018