Archäologie

Siedlungen, Städte und Königreiche

Die Ausdehnung des Maya-Reichs

Die eindrucksvollen Ruinen von Maya-Tempeln und -Palästen können Touristen heute vor allem im Regenwald von Mexiko und Guatemala bewundern – darunter die großen Städte und einstigen Machtzentren Tikal und Palenque und die späte Maya-Hauptstadt Chichén Itzá, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Im Gegensatz dazu ist die frühe Maya-Hauptstadt El Mirador noch kaum vom Dschungel freigelegt und nicht touristisch erschlossen.

Karte des Herrschaftsgebiets der Maya
Politische Karte des einstigen Herrschaftsgebiets der Maya. © PeterHermesFurian / Getty Images

Doch neben diesen bekannten Orten umfasste das in rund 50 Königreiche und Stadtstaaten gegliederte Reich der Maya noch zahlreiche weitere Siedlungen und Städte mit Tempeln und anderen Monumentalbauten.

Insgesamt war das Verbreitungsgebiet der Maya etwa so groß wie Deutschland und reichte vom Tiefland auf der Halbinsel Yucatán im Nordosten bis zum Hochland auf der Pazifikseite im Südwesten, wie archäologische Funde belegen. Die frühesten Maya-Siedlungen liegen im Tiefland des südlichen Mexikos, in Guatemala und Belize. Weitere Anlagen befinden sich im nordwestlichen Honduras und El Salvador.

Erforschung von Maya-Stätten noch nicht abgeschlossen

Längst nicht alle Mayastädte sind heute bekannt oder konnten lokalisiert werden. Andere sind zwar bekannt, aber nicht zugänglich. Denn viele Anlagen sind vom dichten Dschungel überwuchert und unter der Vegetation und Geröll verborgen. Hinweise auf ihre Lage liefern oft nur Luftaufnahmen oder mithilfe von Lasern erstellte LIDAR-Scans von Flugzeugen oder Drohnen aus.

Die lasergestützten Techniken offenbaren oft verräterisch symmetrische Strukturen der Maya unter dem Blätterdach des Regenwalds, wie sie in der Natur sonst nicht vorkommen. Zudem sind die Anlagen oft auf einem Plateau oder einer Plattform und damit höher gelegen als ihre Umgebung, was mit Laserscans messbar ist.

Wie waren Maya-Städte aufgebaut?

Erst im Frühjahr 2023 entdeckten Forschende so zum Beispiel eine bisher unbekannte Mayastätte in Mexiko. Die Ocomtún getaufte Stadt ist mit 50 Hektar (500.000 Quadratmeter) halb so groß wie die Maya-Hauptstadt Chichén Itzá. Ocomtún umfasst mehrere gepflasterte Plätze, zahlreiche kleine und große Wohngebäude, teils mit miteinander verbundenen Innenhöfen und Patios. Neben rechteckigen Gebäuden von bis zu 80 Metern Länge wurden auch mehrere Pyramiden mit über 15 Metern Höhe gefunden. Umgestürzte Säulen und Stelen weisen darauf hin, dass die Gebäude einst mehrstöckig waren.

Ruinen einer einstigen Maya-Stadt im heutigen Tulum
Ruinen einer einstigen Maya-Stadt im heutigen Tulum in Mexiko. © memo06dic / Getty Images

Die Entdecker gehen davon aus, dass die Stadt vor allem in den Jahren 250 bis 1000 nach Christus bewohnt war und damals ein regional wichtiges Zentrum war. Sie war damit länger bewohnt und einflussreich als Chichén Itzá, das erst nach 800 nach Christus zur Hauptstadt aufstieg. Der Aufbau von Ocomtún ähnelt im Prinzip dem vieler anderer Maya-Städte. Darüber hinaus wurden in anderen Orten, vor allem aus der späten Maya-Zeit auch königliche Residenzen, rechteckige Paläste sowie andere monumentale Gebäude und Plätze entdeckt, die vermutlich als Festhallen und Versammlungsorte für Zeremonien dienten.

Älteste und größte Maya-Stadt

Das größte und bislang älteste entdeckte Monumentalbauwerk der Maya wurde 2020 im Süden Mexikos, an der Grenze zu Guatemala entdeckt. Die Aguada Fénix genannte Stätte ist über 1.400 Meter lang, rund 400 Meter breit und liegt etwa zehn bis 15 Meter über dem Umland. „Das Hauptplateau von Aguada Fénix ist damit die größte Konstruktion im prähispanischen Maya-Gebiet“, berichteten Takeshi Inomata von der University of Arizona und seine Kollegen.

Anhand von Holzkohleresten vermuten die Archäologen, dass der Bau der Stadt bereits um 1000 vor Christus begonnen hatte. Damit ist Aguada Fénix mindestens 50 Jahre älter als die Maya-Stadt Ceibal in Guatemala, die zuvor als älteste bekannte Stätte dieser Kultur galt. Anders als in späteren Anlagen wurden in Aguada Fénix aber weder Pyramiden noch Skulpturen noch Inschriften mit der Nennung von Herrschern und Würdenträgern gefunden. Auch Befestigungsmauern gab es noch keine. Wissenschaftler vermuten daher, dass die Maya anfangs eine Kultur mit wenig Hierarchien und geringer sozialer Ungleichheit waren, was sich jedoch im Laufe der Zeit änderte.

Sak Tzi
Diese Karte zeigt die bisher identifizierten Bauwerke der Hauptstadt des Maya-Königreichs Sak Tzi. © Charles Golden/ Brandeis University

Machtzentren der Maya

Spätere Anlagen wie das Königreich Sak Tzi mit großen Tempeln, Plätzen und Verteidigungsstrukturen zeugen von rivalisierenden Dynastien mit politisch einflussreichen Herrschern. Politisch bedeutsam waren beispielsweise auch die Metropolen El Mirador und Calakmul, Sitz der einflussreichen Kaan-Dynastie, sowie die Königsstädte Copan und Tikal, auch bekannt als „Paris“ und „New York“ der Maya. „Die Frage, was einige Maya-Königreiche in Größe, Macht und Einfluss so groß werden ließ, während andere klein blieben, ist eine zentrale Frage unserer Forschung“, sagt der Archäologe Charles Golden von der Brandeis University.

Maya-Masken
Totenmasken zeugten einst von Herrschaft und Einfluss einiger Maya. Heute werden die bunten Masken als Souvenir verkauft. © lukestudios / Getty Images

Neben Inschriften, Reliefs und Portraits von Herrschern zeugen auch hochwertige Grabbeigaben wie Keramiken oder Totenmasken vom Reichtum und Einfluss mancher Maya-Persönlichkeiten. Bei hochrangigen Maya waren zudem Schmuckgegenstände aus Jade wie Ohrspangen, Perlen und Brustpanzer üblich. „Wir wissen, dass diese Objekte in der Mayagesellschaft oft ein Symbol für Herrscher oder royale Familienmitglieder waren“, erklärt der Archäologe Saburo Sugiyama von der University of Arizona.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Herrscher über Mittelamerika
Die geheimnisvolle Welt der Maya

Wer waren die Maya?
Entstehung und Untergang einer Hochkultur

Siedlungen, Städte und Königreiche
Die Ausdehnung des Maya-Reichs

Pyramiden zu Ehren der Götter
Wie religiös waren die Maya?

Spiel um Leben und Tod
Sportplätze als religiöse Bauwerke

Kalender, Wasserversorgung und Wegenetz
Die kulturellen Errungenschaften der Maya

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