Ein ehemaliger Handtorfstich im bayrischen Alpenvorland. Es scheint, als wenn das Hochmoor die Spuren der ehemaligen Torfnutzung langsam aber sicher beseitigen möchte. Der eingeebneten Oberfläche wächst ein Torfmoospolster entgegen, dass in den 80 Jahren, seit denen der Stich nicht mehr genutzt wird, bereits eine Höhe von einem Meter erreicht hat. Ein vielversprechender Erfolg?
Kurzfristige Rekultivierung nicht möglich
Ist es möglich, Regenmoore zu regenerieren? In Anbetracht der Zeitspannen, die sie für ihre Entstehung benötigten, ist klar, dass sich alle Bemühungen diesbezüglich jeder Erfolgskontrolle entziehen. Die Zielsetzung ist daher zunächst eine andere – an den ursprünglichen Hochmoorstandorten sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass eine regenmoortypische Vegetation langsam wieder Fuß fassen kann.
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Auch hier ist der erste Schritt – wie bei den Grundwassermooren – die Regulierung des Wasserhaushaltes. Von entscheidender Bedeutung ist, dem Torfkörper einen eigenständigen Wasserhaushalt zurückzugeben, der im wesentlichen vom Regenwasser geprägt ist. Torfmoose reagieren sehr empfindlich schon auf kurzfristige Wasserstandsschwankungen von mehr als 30 Zentimeter. Ebenso vertragen sie keine länger andauernde Überstauung. Ohne den selbstregulierenden Wasserhaushalt des intakten Torfmoosrasens tun sie sich sehr schwer und entziehen sich weitgehend auch künstlichen Ansiedlungsversuchen.
Einfluss von Grundwasser vermeiden
Es müssen eine Anzahl von Maßnahmen kombiniert werden, damit das Projekt "Hochmoorregeneration" gewisse Erfolgschancen hat. Jeder Einfluss durch das mineralisierte Grundwasser muss ausgeschaltet werden. Die Oberfläche von ehemaligen Torfstichen wird eingeebnet, denn die trockenen Erhebungen heizen sich rasch auf und bieten der Hochmoorvegetation keine Überlebenschance. Das Gefälle zwischen Wehren und Dämmen soll 10 Zentimeter nicht übersteigen, denn sonst werden Keimlinge und sprossende Moose rasch abgeschwemmt. Die "Entkusselung", die regelmäßige Entfernung von "biogenen Entwässerern", ist eine wesentliche und bei der hohen Regenerationsfähigkeit der Pioniergehölze eine auf Dauer angelegte Begleitmaßnahme.
Bei aller Mühe und bei allem finanziellen Aufwand, die zur Regeneration von Regenmooren betrieben werden muss – der Erfolg liegt nicht nur in weiter Ferne, sondern ist zudem recht ungewiss. Bis dato gibt es noch kein Beispiel für ein flächenhaftes Überwachsen der torfbildenden Vegetation auf Regenerationsflächen. Der Zeitfaktor, der Nährstoff- und Wasserhaushalt werden hier die entscheidende Rolle spielen.
Problemfaktoren Geld und Landbesitz
Zudem ist in der Renaturierung nicht alles möglich, was machbar wäre. Konflikte in einer vom Menschen intensiv genutzten Landschaft sind vorprogrammiert, da die Wiederbelebungsmaßnahmen sowohl Wasser – auch weiträumigerer Regulierungen des Wasserhaushaltes – und Fläche zurückfordern. Dies kann so teuer werden, dass auch erfolgversprechende Bemühungen schon in der Planungsphase steckenbleiben.
Können heutzutage Regenmoore überhaupt wieder entstehen? Die Klimaverhältnisse, die während ihrer Anfänge nach der letzten Eiszeit herrschten, sind nicht "regenerierbar". Umweltveränderungen und Belastungen haben auch unter der heute anzutreffenden Regenmoorvegetation zu einer Verschiebung im Artenspektrum geführt, und es gelangen unter den Torfmoosen Arten zur Vorherrschaft, deren Bedeutung für die Torfbildung eher gering ist. Moore haben eine Zukunft…welche, ist ungewiss.
Stand: 13.10.2006